Uri nach Hause telefonieren

 Uri Geller,
Uri Geller, "Ufos und Aliens", Pro Sieben(c) AP (Hermann J. Knippertz)
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"Uri Geller live - Ufos und Aliens" auf Pro Sieben: Freakshow im Samstag-Hauptabend-Programm.

Vor über 30 Jahren wurde die erste Botschaft mit einem Radioteleskop ins All geschickt. Eine Antwort blieb bisher aus. Also muss Uri Geller ran. Ja, richtig, jener "Mentalist", der es mit einem simplen Löffel-Verbiege-Zaubertrick zu weltweiter Berühmtheit geschafft hat. Wer das kann, wird doch wohl auch mit Aliens Kontakt aufnehmen können. Pro Sieben stellte dafür am Samstag eine Show im Hauptabendprogramm zur Verfügung.

Darin schickt Uri gemeinsam mit dem Publikum telepathische Nachrichten ins All. Zur Absicherung hat man auch eine Radio-Teleskop-Station in der Ukraine aufgetrieben, die das Geld von Pro Sieben offenbar dringend brauchen kann und die Botschaften der Zuschauer parallel zu Uri ins All sendet.

Und auch das Empfangen soll sowohl technisch als auch telepathisch funktionieren. Geller „schärft die Sinne" der Zuseher zu diesem Zweck mit einschläfernden Monologen und Nebelschwaden im Hintergrund. Die vor dem Fernseher empfangenen Botschaften sollen aufgezeichnet und dann an Pro Sieben geschickt werden.

Die psychologischen Telefon-Dienste Deutschlands dürften an diesem Abend also entlastet worden sein: Menschen, die Stimmen hören oder meinen, von Aliens entführt worden zu sein, hatten einen neuen Ansprechpartner. Die laut Pro Sieben - Callcenter am häufigsten empfangene Alien-Botschaft? Herzen! Ein Glück, die Aliens sind uns wohlgesonnen, atmet Moderator Stefan Gödde auf.

Auch Videos werden eingesandt. Offenbar kennen die Aliens den Sendetermin und starten extra eine geballte Flugshow über Deutschland. „Man sieht Lichter am Himmel", kommentiert die Moderatorin in der Telefonzentrale die verwackelten Zuschauer-Videos aufgeregt. Seltsam: In mehreren Videos wird englisch gesprochen. Da wird doch nicht der eine oder andere Zuschauer ein You-Tube-Video als das eigene ausgegeben haben?

Dieser Teil der Sendung ist zumindest noch leidlich amüsant. Im Laufe des Abends weicht die Belustigung aber Langeweile und Staunen, dass es dies tatsächlich ins Hauptabendprogramm geschafft hat. Um die fast drei Stunden lange Sendezeit zu füllen, zeigt man Ausschnitte aus "Indiana Jones" und einen mit Aliens-Tatoos übersäten Oberkörper. Ein deutsches Paar darf im Studio erzählen, wie sie immer wieder von Aliens entführt wurden und sich dabei verliebten. Zwischendurch geben die Studio-Gäste Nina Hagen und Erich von Däniken Seltsamkeiten von sich.

Freak-Show mit Raben-Mann

Vollends zur Freak-Show entwickelt sich die Sendung mit dem Auftritt von „Vincent Raven". Das ist jener Mann, der sich in der Show „The next Uri Geller" mit drittklassigen Zaubertricks aus dem Kinder-Magie-Kasten zum Titel „bester Mentalist Deutschlands" dilettierte. Vincent spricht also mit seinem Raben, der nervös auf seinem Ast auf und ab rennt. Die Botschaft des armen Vogels: „Es gibt in der anderen Welt Seelen, die noch keinen Körper haben". Aha. Was das mit Aliens zu tun hat?. Keine Ahnung. Auch Moderator Gödde ist - wie oft an diesem Abend - rat- und sprachlos: „Uri, was hat das zu bedeuten? Nina, was denkst du?" Hagens Antwort: „Ich denke gar nichts". Ein passendes Motto für den ganzen Abend.

Außer der Vogel-Botschaft und den gezeichneten Herzen wird jedenfalls keine Botschaft aus dem All empfangen. Vielleicht ist die Fülle der Botschaften Uri Gellers und der Pro Sieben - Zuschauer im Junk-Mail-Ordner der Aliens gelandet. Wäre auch schlimm, wenn Uri Geller das erste wäre, was außerirdische Intelligenz von der Menschheit mitbekommt. Es reicht schließlich, dass der Zuseher einen Abend lang leiden musste.

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