Neuer Streit zwischen Mazedonien und Griechenland

Gruevski
Gruevski(c) REUTERS (Leonhard Foeger)
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Skopje protestiert gegen die Misshandlung der makedonischen Minderheit im griechischen Grenzgebiet. Zwischen den beiden Ländern herrscht seit langem Streit um den Namen Mazedoniens.

Wenige Tage nach dem jüngsten UN-Vermittlungsvorschlag im Namensstreit zwischen Mazedonien und Griechenland bahnt sich zwischen den beiden Nachbarn ein neuer Streit an. Der mazedonische Regierungschef Nikola Gruevski wolle gegen Athen bei der EU protestieren, weil griechische Polizisten slawische Mazedonier im Nordwesten Griechenlands schikaniert hätten, berichteten die Medien am Dienstag in Skopje.

Bauern hätten gegen Militärmanöver protestiert, weil sie Schäden an ihren Feldern befürchteten. Bei den darauffolgenden Handgreiflichkeiten soll es Verletzte gegeben haben. Die Polizei habe mindestens vier Mazedonier festgenommen. Athen hat die Existenz einer slawischen Minderheit im Grenzgebiet zu der früheren jugoslawischen Teilrepublik nie anerkannt.

Die Vorwürfe seien "Propaganda", da es in Griechenland keine slawischen Mazedonier gebe, verlautete daher aus dem Außenministerium in Athen. "Die Aussagen Gruevskis sind eine provokative Verdrehung der Tatsachen und eine grobe Einmischung in die inneren Angelegenheiten Griechenlands", hieß es in einer Erklärung des Ministeriums.

In der Gegend um Florina, auf mazedonisch Lerin, wo es zu den Zwischenfällen gekommen war, waren am Dienstag vier Journalisten aus Skopje vorläufig festgenommen worden. Nach einem Verhör seien die Mitarbeiter von zwei TV-Sendern und einer Zeitung von der griechischen Polizei bis zur Grenze eskortiert und ausgewiesen worden, wie der Sender A1 in Skopje berichtete.

Griechenland will nicht zulassen, dass die frühere jugoslawische Republik Mazedonien diesen Staatsnamen trägt. Athen befürchtet, damit könnten territoriale Ansprüche dieses seit 1991 selbstständigen Staates auf die gleichnamige nordgriechische Provinz erhoben werden. Skopje wiederum sieht Mazedonien als übernationalen geografischen Begriff und nutzt den Namen von Alexander dem Großen (4. Jahrhundert vor Christus), den die Griechen als Teil ihrer Geschichte allein für sich beanspruchen.

Zudem werden in der mazedonischen Presse immer wieder Karten mit einem vereinigten Mazedonien veröffentlicht, auf denen auch die nordgriechische Hafenstadt Thessaloniki als Teil Großmazedoniens abgebildet wird. Ministerpräsident Gruevski ließ sich wiederholt vor Denkmälern dieses Großmazedonien fotografieren.

Athen hatte wegen des Namensstreits die weitere Annäherung Mazedoniens an die EU und die NATO blockiert und droht auch die weitere Annäherung seines nördlichen Nachbarn zur EU zu blockieren. Der UN-Vermittler Matthew Nimetz hatte vor wenigen Tagen den Staatsnamen "Republik des Nördlichen Mazedonien" oder "Republik Nordmazedonien" als Kompromiss vorgeschlagen. Gruevski hatte das abgelehnt.

(APA)

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