Schulen: Gewalt beginnt immer früher

(c) APA (Roland Schlager)
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Bereits Elfjährige seien in der Schule teils massiver Gewalt ausgesetzt, sagen Experten. Mit ein Grund: Alkohol- und Drogenmissbrauch sorgen für ein gestiegenes Aggressionspotenzial.

Gewalt an Schulen beginnt immer früher und wird von allen Betroffenen als Problem erachtet. Bereits Elfjährige würden von Vorfällen berichten, erklärte die Schulexpertin Karin Waidhofer vom Verein Neustart am Dienstagabend in einem Interview mit der APA. Perspektivlosigkeit, Armut und zu hohe Anforderungen seien verantwortlich für die zunehmenden Schwierigkeiten. Wichtig wären vor allem Angebote zur Konfliktlösung, keine Strafen.Denn dadurch würde die Eskalationsspirale nur steigen, zeigte sich die ausgebildete Mediatorin, Pädagogin und Sozialarbeiterin überzeugt. Auch das Einschalten der Polizei sei bei Raufereien nicht gleich ratsam und würde nur zur Kriminalisierung führen. Zielführender sei es, alle Schüler frühzeitig mit dem Thema Krisenintervention vertraut zu machen, um ihnen für Konfliktsituationen ein geeignetes Verhaltensmuster beizubringen.

Täter werden heroisiert

Eine Aufschaukelung von gewaltsamen Auseinandersetzungen führe lediglich zu Ausgrenzung und Heroisierung der Täter in Randgruppen.
"Auffallend ist, dass es auch bei Mädchen zunimmt", sagte die Expertin über Gewalt an Schulen. Die Zuordnung, dass Burschen eher die Täter und ihre weiblichen Kollegen die Opfer sind, könne man nicht mehr treffen. Gerade Buben würden im Teenager-Alter sehr oft Opfer von Hänseleien.

Probleme an Schulen gibt es unter anderem durch das sogenannte "Bullying". Gemeint sind damit langfristige Auseinandersetzungen bei denen unterlegene Schüler physisch bzw. psychisch fertig gemacht werden. In einer WHO-Studie, die vor einigen Jahren durchgeführt wurde, belegte Österreich dabei den negativen dritten Platz, gleich hinter Litauen und Deutschland.

Alkohol und Drogen fördern das Aggressionspotenzial

Neben Hänseleien spiele allerdings auch der Suchtmittelmissbrauch eine immer größere Rolle, erklärte Waidhofer. Der Griff zu Alkohol oder synthetischen Drogen fördere das Aggressionspotenzial, zu Beschaffung von Finanzierungskapital komme es dann verstärkt zu Raufereien. Perspektivlosigkeit sorge bei Burschen und Mädchen ebenfalls zunehmend zu Gewalteskalationen, insbesondere in Migranten-Familien gebe es diesbezüglich Probleme. Auch Überforderung und der steigende Erwartungsdruck, verbunden mit der Angst nicht zu genügend, sorge für Aggressionsprobleme.

Der Grund für eine scheinbar höhere Gewalt an polytechnischen und Sonderschulen sieht die Expertin vor allem in der speziellen Situation der Jugendlichen dort: Der Besuch einer Sonderschule werde beispielsweise bereits als eine gewisse Form der Ausgrenzung angesehen, erklärte Waidhofer. (APA)

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