Flugverkehr treibt den Klimawandel an – trotz mehr Effizienz

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Die CO2-Emissionen im Luftverkehr wachsen weiter, obwohl der Ausstoß pro Passagier und Kilometer leicht sinkt. Die AUA landet im Klimaranking von Atmosfair nur auf Platz 48 von 193 Fluglinien, hat sich aber im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert.

Wien. Wer sind die Klimakiller, wer die Umwelt-Musterschüler? Bei Autos lässt sich das leicht feststellen. Um die Klimafolgen abzuschätzen, genügt eine einzige Kennzahl: die Gramm Kohlendioxid, die das Gefährt pro hundert Kilometer in die Luft bläst. Bei Luftlinien ist alles viel komplizierter. Es geht darum, wie modern die Flotte ist, um Kurz- oder Langstrecke, die Auslastung spielt ebenso eine Rolle wie die Zahl der Sitze.

Die Berliner Klimaschutzorganisation Atmosfair ließ sich davon nicht entmutigen. Ihre Wissenschaftler haben einen Index entwickelt, der heute weltweit anerkannt wird. Am Montag präsentierten sie den Airline Index 2014 (auf Basis der jüngsten verfügbaren Daten von 2012). Das Fazit ist negativ: Zwar haben sich die CO2-Emissionen pro Passagier und Kilometer um 1,3 Prozent verringert. Das Kerosin wird also ein wenig effizienter eingesetzt. Aber weil der Flugverkehr um 4,8 Prozent zunahm, stiegen auch die Emissionen um 3,5Prozent – was dem Trend des weltweiten CO2-Ausstoßes entspricht.

Tunesische Airline führend

Untersucht wurden die 193 wichtigsten Fluglinien. Am besten schnitt die tunesische Regionalfluglinie Tunisair Express ab, gefolgt vom deutschen Charterflieger Tuifly. Vordere Plätze belegten auch Air Berlin (17), Emirates (19) und Condor (22). Die AUA kommt nur auf Platz 48, hat sich aber gegenüber dem Vorjahr (Rang 87) deutlich verbessert. Die Konzernmutter Lufthansa schneidet mit Platz 72 schlechter ab.

Die klimaschädlichste Fluglinie ist übrigens die Austral Lineas Areas aus Argentinien. Es zeigt sich: Ob eine Airline aus einem reichen europäischen Staat oder einem armen Entwicklungsland kommt, macht keinen Unterschied. Musterschüler und Problemfälle sind ziemlich gleichmäßig auf die Kontinente verteilt.

Ein wesentlicher Faktor für die Emissionen pro Kilometer ist die Distanz: Jedes Flugzeug muss starten und auf eine Mindestflughöhe kommen, wofür es besonders viel Treibstoff braucht. Damit sind Kurzstrecken weit weniger klimaeffizient als Mittelstrecken. Bei Langstrecken erhöht sich der Ausstoß pro Kilometer wieder leicht, weil bis zum Ende des Flugs lange Treibstoff mitgeschleppt werden muss. Insgesamt würden also Fluglinien mit dem Schwerpunkt auf Kurzstrecken im Ranking deutlich benachteiligt sein. Weil jemand diese Flüge aber anbieten „muss“, weil sie oft nicht weniger „notwendig“ sind als längere Strecken, fließt das Streckenportfolio nicht in die Bewertung ein.

Stattdessen geht es beim Ausstoß pro Passagier um Faktoren wie die Auslastung (je voller, desto besser) und die Zahl der Sitze (je dichter gestellt, desto besser). Neuere Flugzeugmodelle wie die Boeing 777/787 oder der Airbus 330/380 sind deutlich effizienter als ältere. Auch wer die aerodynamischen Flügelspitzen (Winglets) nachrüstet, kann sich verbessern.

Die Tücken der Billigflieger

Ein eigenes Kapitel sind für Atmosfair die Billigfluglinien. Sie werden in einer Extratabelle bewertet. Im allgemeinen Ranking würden vor allem die großen Anbieter Ryanair und Easyjet gut abschneiden, weil sie auf eine hohe Auslastung kommen und viele Sitze einbauen. Das positive Urteil wäre aber nach dem Verständnis der deutschen Experten nicht gerecht. Denn Lowcost-Airlines erhalten oft staatliche Subventionen für Strecken, die sie sonst niemals zu so niedrigen Preisen anbieten könnten. Sie erzeugen damit Flüge, die es sonst nicht gäbe. Zudem steuern sie oft Regionalflughäfen an. Die Anfahrt im Auto von den Ballungszentren müsste man für einen fairen Vergleich deshalb dazuzählen.

Wie aber kommt es zur AUA-Bewertung? Nach Auskunft von Atmosfair hat die Austrian eine Flotte mit überwiegend modernen Flugzeugen. Sie sind durchschnittlich bestuhlt, bei der Langstreckenflotte leicht unterdurchschnittlich. Die heimische Lufthansa-Tochter verliert Punkte durch eine insgesamt nur durchschnittliche Auslastung, die sich aber im Vergleich zum Vorjahr verbessert hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2014)

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