Armut: Österreich unter den besten der EU

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Armutsgefährdungsquote pendelt seit Jahren zwischen 12 und 13 Prozent. Damit liegt Österreich im Spitzenfeld. Tschechien führt derzeit mit einer Quote von neun Prozent. Am schlechtesten liegt Lettland mit 26 Prozent.

Bei der Armutsgefährdung liegt Österreich seit Jahren unter den besten EU-Staaten. Die Gefährdungsquote von zwölf Prozent bedeutet laut EU-Statistikamt Eurostat Platz drei unter den EU-27, gemeinsam mit Dänemark, Slowenien, Ungarn und Schweden. Ob sich Österreich mit der voraussichtlich im Herbst in Kraft tretenden Mindestsicherung weiter verbessern kann, ist laut Sozialministerium schwer abschätzbar. Die Armutskonferenz empfiehlt, von Skandinavien zu lernen.

Den Bestwert im EU-Vergleich der Gefährdungsquote nimmt derzeit (Stand 2008) die Tschechische Republik mit 9 Prozent ein, am zweiten Platz finden sich Slowakei und die Niederlande (jeweils 11 Prozent). Am schlechtesten liegt Lettland (26 Prozent), dann folgen Rumänien (23 Prozent), Bulgarien (21 Prozent) sowie Griechenland und Spanien (20 Prozent).

"Armutsgefährdet" sind nach EU-Definition Personen, die pro Kopf weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung haben und damit unter der "Armutsgrenze" leben. Das "Medianeinkommen" oder "mittlere Einkommen" entspricht jenem Wert, der in der Mitte der Verteilung liegt (50 Prozent haben mehr, 50 Prozent weniger) - ist also nicht gleichbedeutend mit dem "Durchschnittseinkommen". Eingerechnet werden Erwerbseinkommen, Pensionen, Sozialleistungen und Unterhaltszahlungen - Steuern und Abgaben werden abgezogen.

Ab September soll in Österreich die bedarfsorientierte Mindestsicherung gelten. Diese sollte zumindest eine Verkleinerung der sogenannten Armutslücke bringen, glaubt man im Sozialministerium. Es geht dabei um jenen Wert, um den das mittlere Einkommen der Betroffenen unter der Armutsgrenze (derzeit in Österreich 951 Euro monatlich) liegt. Derzeit beträgt dieser Wert in Österreich 15 Prozent, schon jetzt ist das ein europaweiter Bestwert.

Weniger optimistisch ist Martin Schenk von der Armutskonferenz. Einerseits gebe es gegenläufige Tendenzen wie steigende Arbeitslosigkeit und Einsparungen bei Sozialtransfers und sozialen Dienstleistungen, andererseits sei offen, ob die Mindestsicherung - so sie tatsächlich komme - auch eine finanzielle Verbesserung für die Menschen bringe, meinte er gegenüber der APA.

Dass Österreich bei der Armutsgefährdungsquote gut liege, sagt laut Schenk noch nichts über die Verteilung von Lebens- und Teilhabechancen aus. Skandinavien schneide insgesamt besser ab. Das Sozialsystem in Deutschland oder Österreich sei zu stark auf Normalarbeitsverhältnisse und männliche Ernährerhaushalte konzentriert, von der Vorstellung einer kulturell homogenen Bevölkerung geprägt und mit geringen sozialen Aufstiegschancen ausgestattet.

(Schluss) ham/ks

(APA)

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