Mysteriöser Tod eines Tennis-Idols

(c) Gepa (Ingrid Gerencser)
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Horst Skoff wurde am Sonntag tot in Hamburg aufgefunden. Josef Metzger über ein Kapitel österreichischer Tennis-Geschichte.

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Horst Skoff ist tot. Der 39-Jährige soll einem Herzinfarkt in Hamburg erlegen sein. Unfassbar. Schockierend. Skoff wurde in den Morgenstunden von Passanten leblos auf der Straße gefunden, sein Gesicht trug viele Verletzungen. Sein Tod beschäftigt daher nicht nur Österreich, in Hamburg wurde bereits das Bundeskriminalamt (BKA) aktiv. Eine Obduktion soll Klärung bringen, ob Horst Skoff nicht Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist.Bei ihm wurden Geldbörse, Führerschein und Kreditkarte gefunden, allerdings relativ wenig Bargeld.

Skoff, der das Leben stets in vollen Zügen genossen hatte, wurde jäh aus diesem gerissen. Nur wenige Monate vor seinem 40. Geburtstag, den er im August gefeiert hätte. Ein großes Fest hatte er geplant in seiner Kärntner Heimat, jetzt wird er zu Grabe getragen.

Beim Gedanken daran schnürt es einem, der „Horsti“ oder „Horstule“, wie ihn Ex-Coach Jan Kukal gerufen hatte, mehr als 20 Jahren gut gekannt hatte, die Kehle zu. Genauso wie Günter Bresnik, der ihn auch betreut hatte auf der Tour. „Es ist ein Schock, der tief sitzt. Schließlich waren wir drei Jahre lang rund um die Uhr zusammen!“ Verschworen, entzweit, vereint, jetzt für immer getrennt.

Wechselbäder als Spiegelbilder eines Wesens, das zwischen Höhen und Tiefen, Drill im Tennis oder Gas geben im Leben pendelte, das zwischen Freund und Feind schwankte als Person, an der sich die Geister schieden. Geliebt oder gehasst, obenauf oder unten durch, er war ein unverwechselbares Original – mit Charisma.

Schlampiges Genie

Hätte Horst Skoff die Selbstdisziplin anderer gehabt, er hätte noch mehr aus sich gemacht. Aber der Drang, sich auszuleben, stand dem Ehrgeiz eines der größten Tennis-Talente oft im Wege.

Mit 16 Jahren war er der erste Österreicher gewesen, der je die Orange Bowl in Miami gewonnen hatte. Ein epochaler Vorschuss, den er nur partiell einlöste als vierfacher Turniersieger, darunter als bis heute einziger Österreicher, der in der Wiener Stadthalle triumphierte. Und als Top-20-Spieler, der sich bis zur Nummer 18 der Welt vorgeschoben hatte.

Der Knackpunkt seiner Karriere war das verlorene Daviscup-Duell mit den USA in Wien, wo er, leibhaftiger Kontrast zu seinem Intimfeind Thomas Muster zum Buhmann geworden war. „Diese Partie werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Wir hatten am Sonntag beim Stand von 2:1 für mich abbrechen und am Montag fertig spielen müssen“, erinnerte er sich einmal. Er habe damals „nicht mit 100 Prozent“ agieren können, „weil ich in den Tagen davor krank war. Leider wird das in der Nacherzählung immer vergessen.“

Dass er Muster in der Stadthalle entzauberte, blieb Kosmetik. Alle Versuche, wieder der alte zu werden, schlugen fehl. Sein Ziel, in Kärnten junge Talente zu formen, wurde tragisch und blitzartig zur Unvollendeten. Leb wohl, Horsti.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2008)

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