Krieg: Türkei in der wirtschaftlichen Doppelmühle

(c) AP (Mikhail Metzel)
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Der Konflikt am Kaukasus bringt zwei wichtige Handelspartner der Türkei ins Wanken.

Istanbul/Wien (ag./mac). Mit seiner Ankündigung, die Militäraktion in Georgien offiziell zu beenden, konnte der russische Präsident Dmitrij Medwedjew wohl nur die Moskauer Börse beruhigen. Andere Marktteilnehmer bringt die Offensive in der abtrünnigen georgischen Region Abchasien weiter ins Schwitzen.

Doppelt vom Konflikt betroffen ist etwa das Nachbarland der Georgier, die Türkei. Denn beide Konfliktparteien – Russland und Georgien – zählen gleichermaßen zu bedeutenden Handelspartnern der Türken. Im Fall einer andauernden Destabilisierung der Region steht für das Land wirtschaftlich daher einiges auf dem Spiel.

400 Mio. in Georgien investiert

Nach einem Bericht der türkischen Wirtschaftszeitung „Referans“ sind rund hundert türkische Firmen in Georgien tätig. Gemeinsam sollen sie gut 400 Mio. Euro ins Nachbarland investiert haben. Gemeinsame Großprojekte sind etwa die zusammen mit Aserbaidschan und Georgien betriebene BTC-Ölpipeline vom Kaspischen Meer zum Mittelmeer. Zudem hatten die drei Länder erst kürzlich den Ausbau des gemeinsamen Schienennetzes vereinbart, der den internationalen Frachtverkehr von China und Indien nach Europa bündeln soll.

Mit Russland kam die Türkei im Vorjahr auf ein Handelsvolumen von 18 Mrd. Euro. Am Energiesektor ist die Türkei weitgehend von den Herren im Kreml abhängig. 70 Prozent des türkischen Erdgases kommen aus russischen Rohren. Zudem strömen aus Moskau jährlich 2,5 Millionen Urlauber in die Türkei – in Antalya haben russische Touristen die Deutschen heuer erstmals zahlenmäßig überflügelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2008)

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