Pop

DJs im Porträt: MOTSA

(c) Christine Ebenthal
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Im Vorjahr schafft es der Wiener mit schottischen Wurzeln auf eine "Mix Mag"-Compilation. Der 24-jährige MOTSA im "Presse"-Interview.

Seit wann bist du DJ/Musikproduzent? Einflüsse? Wie würdest du deinen Stil benennen?

Ich habe schon diverse Phasen in der Musik durchgemacht. Vor circa 4 Jahren habe ich angefangen, mich mit der Produktion intensiver auseinanderzusetzen. Ich habe viele verschiedene Stile ausprobiert und mittlerweile ist das was ich mache eine komprimierte Form von all diesen Einflüssen. Mit dabei sind: Drum & Bass/Jungle, House, Disco, Funk, Hip Hop, Breaks, Soul, Jazz, Garage et cetera.

Mich in einen Stil einzuordnen fällt mir sehr schwer und eigentlich möchte ich das auch gar nicht. Jede Veröffentlichung soll für sich sprechen und neue Eindrücke übermitteln.

Was willst du erreichen, welche Ziele hast du dir gesteckt?

Ich möchte weiterhin meine Musik leben – frei entscheiden können, in welche Richtung ich mich entwickle und mich nicht an Trends anpassen. Mir geht es darum, meine Grenzen ständig zu erweitern und mich mit neuen Herangehensweisen auseinanderzusetzen. Ich möchte spannende Kollaborationen starten und Traditionen brechen.

Beste Location in Wien? Bedeutung von Wien im Vergleich zu Berlin, London und New York?

Beste große Location ist die Grelle Forelle (beste Anlage in Österreich und das Podest am Mainfloor ist sehr gut gelöst). Ich habe auch schon sehr viel Spaß im Werk gehabt. Die Location ist für mich aber nicht unbedingt das Ausschlaggebende - ein musikoffenes und motiviertes Publikum macht für mich einen Abend aus.

Ich möchte Wien gar nicht anderen Städten gegenüberstellen, da mir die Parameter für einen sinnvollen Vergleich fehlen. Ich finde jedoch, dass immer mehr innovative Musik aus Österreich kommt und das freut mich sehr.

Nach wie vor am Start: Diskussion Underground versus Mainstream - Deine Meinung dazu?

Ich finde die größte Herausforderung in der Schaffung von Musik ist es, ein Werk mit möglichst wenig Mitteln auf den Punkt zu bringen und dabei etwas Zeitloses und Zugängliches zu erschaffen. Natürlich gibt es Massen an qualitativ schlechter Musik, die (und das ist ein ausschlaggebendes Kriterium) nicht authentisch ist. Aber schlussendlich hat man selbst die Wahl, ob man sich damit auseinander setzt, oder nicht. Ich versuche es nicht zu tun und stattdessen das zu machen, was mich bereichert. Es gibt sehr viele kommerziell erfolgreiche Produktionen, egal aus welchem Genre, die mir gefallen. Es ist nicht mein Ziel "Popmusik" per se zu machen, aber ich empfinde es eigentlich als etwas sehr Schönes, wenn die eigene Musik Anklang bei vielen Menschen findet.

Mainstream und Underground ist für mich hinfällig und mich interessiert die Differenzierung nicht. Mit  meiner Musik möchte ich die Welt ansprechen und nicht nur spezielle Zielgruppen. Der Ausfilterungsprozess passiert dann sowieso von alleine - die Hörer entscheiden was ihnen gefällt und was nicht. Wenn ich zu einer Produktion stehen kann, dann werde ich diese auch in die Welt setzten – wenn nicht, dann nicht. Vielleicht finden manche Menschen ich sei Underground, andere hingegen halten mich für Mainstream. Ich finde es ist wichtig, dass man sich selber treu bleibt und hinter dem steht was man veröffentlicht. Ich glaube, dass nur authentisches Schaffen langfristige Überlebenschancen hat.

Muss ein DJ auch produzieren, um Erfolg zu haben? Umgekehrt: Wie wichtig sind DJ-Skills für Produzenten?

Der klassische DJ hat über die Jahre an Bedeutung verloren. Ich lege sehr viel Wert auf die Musikselektion, die getroffen wird und die Stimmungen die mit einem Set erzeugt werden können. Die Technik dahinter ist mir egal, solange man sein maximales Potenzial damit ausschöpft.

Da ich ursprünglich vom Produzieren komme und nicht vom Auflegen, lege ich sehr viel Wert darauf, ob ein DJ gute Produktionen geliefert hat. Jedoch kann sich ein DJ-Set auch sehr von den Produktionen unterscheiden bzw. kann man mit einem DJ-Set seine Einflüsse präsentieren. Ein Gedanke, der mich im Moment beschäftigt, ist die Übertragung meiner Musik in ein Liveset, da mir das neue Möglichkeiten eröffnen könnte.

Wie viele vielleicht schon wissen, muss ein DJ nicht unbedingt selber produzieren. Es gibt sehr viele Beispiele von erfolgreichen DJs, die im Hintergrund Produzenten engagieren. Ob man das vertreten kann, muss jeder für sich entscheiden. Gute Produktionen machen in der heutigen Zeit auch nur einen Bruchteil des Erfolges aus. Die richtige Platzierung und Vermarktung spielt eine sehr große Rolle.

Hilft ein eigenes Medium wie ein Blog oder ein eigenes Label?

In der heutigen Zeit geht es darum die richtigen Kanäle zu haben, über welche man seine Musik verteilt und dabei alte sowie neue Hörer erreicht. Da gibt es je nach Genre einige Blogs und Youtube- bzw. Soundcloudkanäle, die sogar Karrieren starten können.

Ein eigenes Label bietet einem den Vorteil, die komplette Kontrolle über eine Veröffentlichung zu haben. Jedoch spielt hier Geld eine große Rolle und es ist sehr zeitaufwendig. Im Moment könnte ich mir nicht vorstellen, ein eigenes Label zu betreiben, da ich mich zu hundert Prozent meinem Output widmen möchte.

Wie bewertest du aktuelle Trends und Tendenzen der Clubkultur? Gibt es eine gläserne Decke? Männernetzwerke auch in DJ-Kreisen?

Ich weiß nicht, ob ich direkt behaupten würde, es gäbe eine gläserne Decke, aber es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass ein ziemliches Ungleichgewicht in der Branche herrscht. Wenn ich jetzt an Wien denke, kann ich eigentlich nur eine Frau nennen, die es in der internationalen Clublandschaft schon sehr weit geschafft hat – meine liebe Kollegin, Joyce Muniz.

Ich denke, ich bin noch nicht lange genug dabei, um diese Frage zur Gänze beantworten zu können. In meinem Umfeld legen zwar immer mehr Frauen auf und starten teilweise auch mit eigenen Produktionen, aber ich würde es gut finden, wenn sich das Gleichgewicht weiter verschiebt.

Link: MOTSA auf Soundcloud

(mtp.)

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