"Ich bin ein Widerling": Hollande verspottet Sarkozy

Frankreich Holland schimpft Sarkozy
Frankreich Holland schimpft Sarkozy(c) AP/Claude Paris
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Der Ton im französischen Wahlkampf wird rauer: Der Sozialist Hollande soll Frankreichs Präsidenten Sarkozy verhöhnt haben: "Ich bin der Präsident des Misserfolgs."

Dass Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy kein Kind von Traurigkeit ist, wenn es darum geht, seine politischen Kollegen zu beleidigen, ist bekannt. So bezeichnete er zuletzt Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu als "Lügner" und den früheren griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou als "verrückt" und "depressiv". Nun soll auch der sozialistische Präsidentschaftskandidat Francois Hollande zum Täter einer Verbal-Attacke geworden sein.

Die konservative Regierungspartei UMP reagierte am Mittwoch mit Empörung auf Berichte, wonach Hollande Sarkozy als "Widerling" bezeichnet haben soll. Die Ministerin für Ausbildung und berufliche Bildung, Nadine Morano, forderte von Hollande eine "öffentliche Entschuldigung". Die Bemerkungen seien "unerträglich und unerhört". Regierungssprecherin Valerie Pecresse verlangte eine Erklärung, sollte die Aussage von Hollande so getroffen worden sein.

Hollande imitiert Sarkozy

Die Vorgeschichte: Hollande hatte am Dienstag einige Journalisten zum Mittagessen eingeladen, darunter auch einen Vertreter der Nachrichtenagentur AFP. Das Gespräch war "off the records", die Aussagen durften also eigentlich nicht verbreitet werden. Dennoch berichtete die Zeitung "Le Parisien" am Mittwoch über Hollandes "Widerling"-Aussage.

Tatsächlich hatte der sozialistische Präsidentschaftskandidat in der Runde so getan, als ob er als Sarkozy zu den Franzosen spreche und hatte ironisch gesagt: "Ich bin der Präsident des Misserfolgs, ich bin ein Widerling, aber in diesen schwierigen Zeiten bin ich der einzig Handlungsfähige...". Sarkozy werde versuchen, sich im Wahlkampf als der "mutige Steuermann" zu präsentieren, sagte Hollande weiter.

Kritik: "Niederträchtiges Verhalten"

Für sein angebliches Verhalten erntete Hollande am Mittwoch Kritik: Verteidigungsminister Gerard Longuet nannte ihn einen "schlechten Kandidaten", denn wenn er den Wahlkampf so beginne, dann könne dieser nur mittelmäßig werden. Außenhandelstaatssekretär Pierre Lellouche wandte sich gegen "persönliche Angriffe" im Wahlkampf. Hollande habe einen "großen Fehler" begangen.

Ex-Industrieminister Christian Estrosi erklärte Hollandes Verhalten für "eines Präsidentschaftskandidaten unwürdig". Es sei "auf persönlicher Ebene niederträchtig, aber auf politischer Ebene auch gefährlich", weil das Amt des Präsidenten herabgewürdigt werde. Innenminister Claude Guéant nannte die Bemerkungen im Sender Europe1 "untragbar". Denn nicht nur Hollande selbst, auch viele seiner Mitarbeiter ließen sich zu Beleidigungen und lügnerischen Aussagen hinreißen, kritisierte er.

(Ag./Red.)

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