Der frühere italienische Regierungschef relativiert seine Ankündigung einer erneuten Kandidatur: Bei einem Antreten Montis werde er "einen Schritt zurücktreten".
Italien rätselt über die politischen Pläne des ehemaligen Regierungschefs Silvio Berlusconi. Der Medienzar relativierte am Mittwochabend seine Ankündigung einer erneuten Kandidatur: Sollte Ministerpräsident Mario Monti bei der kommenden Wahl als Chef einer breiten Mitte-Rechts-Koalition antreten, werde er "einen Schritt zurücktreten". Dann werde er sich um seine Partei kümmern. Er könne sich auch eine Rolle als Vermittler in einer von Monti geführten Regierung vorstellen oder in den "wohlverdienten Ruhestand" gehen.
In Italien wird nun spekuliert, dass Berlusconi aufgrund schlechter Umfragewerte seiner Mitte-rechts-Partei "Volk der Freiheit" (PdL) auf sein Comeback verzichten könnte. Politische Beobachter sind überzeugt, dass Berlusconi kaum Chancen hat, eine solide Mitte-rechts-Allianz aufzubauen, die sich gegen den Mitte-links-Premierkandidaten Perluigi Bersani und dem neuen Zentrumsblock um Ferrari-Präsident Luca Cordero di Montezemolo behaupten könnte. Der Ex-Premier wolle sich ein Debakel ersparen und dränge jetzt seinen Nachfolger Monti, endlich bekanntzugeben, ob er zu einer Kandidatur bereit sei oder nicht, heißt es in Rom.
"Berlusconi wird begreifen, dass er sich schadet"
"Niemand kann besser als Berlusconi Umfragen interpretieren. Früher oder später wird er begreifen, dass er mit seiner Kandidatur auch sich selbst schadet", meinte Berlusconis langjähriger Verbündeter, der Chef der Lega Nord Roberto Maroni. "Größer könnte das Chaos in Berlusconis Partei nicht sein", analysierte die Tageszeitung "La Stampa". "Der Eindruck ist, dass Berlusconi einen Fluchtweg für den Fall sucht, er könnte die Allianz mit der Lega Nord nicht neu bilden"
Berlusconis Partei hatte vergangene Woche der Regierung Monti die Unterstützung im Parlament entzogen. Anschließend teilte der Medienunternehmer mit, er strebe nach den Parlamentswahlen im Frühjahr erneut das Amt des Regierungschefs an. Daraufhin kündigte Monti wegen der nachlassenden Unterstützung im Parlament für seine Sparpolitik seinen baldigen Rückzug an.
In Italien bildet sich inzwischen eine breite Front von Politikern und Industriellen, die Monti zur Kandidatur drängen. Über 200 Industrielle unterzeichneten einen Appell, um Monti zur Fortsetzung seines politischen Engagements aufzufordern.
(APA)