Streit um Börsenrückzug der Bank Austria

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UniCredit soll Aktionären, die ihre Klage zurückgezogen haben, mehr Geld geboten haben. Das sei „gegen die Kultur auf den Kapitalmärkten“, ärgert sich der Präsident des Interessenverbands für Anleger.

Wien. (höll). Im Streit um den Börsenrückzug der Bank Austria gibt es eine interessante Wende. Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbands für Anleger, wurde ein Papier zugespielt, wonach UniCredit mit einer Gruppe von ehemaligen Bank-Austria-Aktionären im Zuge eines Geheimpakts eine Sonderzahlung vereinbart haben soll, weil diese ihre Klage zurückgezogen haben. Das sei „gegen die Kultur auf den Kapitalmärkten“, ärgert sich Rasinger. Er fordert, dass die vereinbarte Mehrzahlung auch alle anderen Bank-Austria-Aktionäre bekommen.

Hintergrund: Der Rückzug der Bank Austria ist ein Dauerbrenner für die Gerichte. Denn UniCredit will den Investoren nur 129,40 Euro pro Bank-Austria-Aktie zahlen. Mehrere kritische Aktionärsgruppen verlangen höhere Abfindungspreise. Der britische Hedgefonds Polygon will beispielsweise 170 Euro. Aktionärsvertreter Alexander Proschofsky sah zuletzt den realistischen Wert bei 200 Euro. Bei der Auseinandersetzung geht es um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag.

UniCredit schweigt sich aus

Von der nun bekannt gewordenen Sonderregelung haben laut Rasinger jene elf Aktionäre profitiert, die ihre Anfechtung gegen den bei der Hauptversammlung gefassten Beschluss über einen Börsenrückzug zurückgenommen haben. Dabei gehe es um insgesamt 1,2 Millionen Bank-Austria-Aktien, für die UniCredit 148,09 Euro pro Stück bezahlt haben soll (144,09 Euro als Abfindungsangebot plus eine Dividende von vier Euro).

UniCredit wollte diesen Betrag nicht bestätigen. Sie verwies aber auf eine Presseaussendung vom vergangenen Mai, wonach für den Börsenrückzug tatsächlich eine nicht näher bezifferte Abschlagszahlung angefallen ist. Weitere Details nannte die Mailänder Großbank nicht. Rasinger will nicht lockerlassen und fordert Aufklärung: „UniCredit soll hier alle Karten auf den Tisch legen, was es mit der ominösen Zahlung auf sich hat.“

Was einen möglichen Streit um ein Abfindungsangebot für die Austrian Airlines (AUA) betrifft, gibt sich Rasinger milder. „An den Kleinaktionären wird der AUA-Verkauf nicht scheitern“, glaubt der Anlegervertreter. „Für mich ist jetzt wesentlich, dass der Deal mit der Lufthansa zustande kommt“, so Rasinger. „Das wird man wegen ein paar Cent nicht scheitern lassen.“ Lufthansa will 4,49 Euro pro AUA-Aktie zahlen. Eine Gruppe von kritischen Aktionären um den Investor Hans Schmid fordert dagegen acht Euro. Schmid soll mit Freunden bereits rund zehn Prozent an der Fluglinie halten. Rein rechtlich hat er damit die Möglichkeit, einen AUA-Börsenrückzug zu verhindern.

Ob die Kleinanleger das Lufthansa-Angebot annehmen sollen? Rasinger: „Ich bin aufgrund der jüngsten AUA-Ergebniszahlen vorsichtiger geworden. Dem Kleinaktionär kann ich jetzt gar nichts raten.“ Als Zeichen guten Willens kann sich Rasinger aber vorstellen, dass Lufthansa zusätzlich zum Barangebot eigene Aktien anbietet.

AUF EINEN BLICK

Elf ehemalige Großaktionäre der Bank Austria sollen bei der Übernahme der Bank durch die italienische Großbank UniCredit eine Sonderzahlung bekommen haben, kritisiert Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbands für Anleger.

Andere Aktionäre sollten nun auch mehr Geld bekommen, fordert der Anlegerschützer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2009)

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