FH für Gesundheitsberufe: Die schwierige Suche nach Männern

fuer Gesundheitsberufe schwierige Suche
fuer Gesundheitsberufe schwierige Suche(c) Www.BilderBox.com (Www.BilderBox.com)
  • Drucken

Nach wie vor werden Studien im Bereich der Gesundheit viel stärker von Frauen besucht. Die FH für Gesundheitsberufe in Oberösterreich hat am "Boys' Day" teilgenommen, um Männer für die Studiengänge zu gewinnen.

Linz/Red. Während andere Fachhochschulen darum ringen, den Frauenanteil zu erhöhen, hat die FH Gesundheitsberufe in Oberösterreich das umgekehrte Problem: zu wenig Männer. Mit einem Anteil von gerade einmal 15 Prozent sind diese dort deutlich in der Unterzahl. So mancher Studiengang wird sogar ausschließlich von Frauen besucht, etwa die Hebammenausbildung, wie Geschäftsführerin Bettina Schneebauer erklärt.

„Wir freuen uns über jede Frau, die bei uns studiert. Aber wir bemühen uns verstärkt darum, auch Männer für diese Berufe zu interessieren.“ So hat die FH Gesundheitsberufe vergangene Woche am „Boys' Day“ teilgenommen – einer Veranstaltung, die jungen Männern die Arbeit in sozialen oder eben in Berufen, die als „frauentypisch“ gelten, näherbringen will. Auch PR-Maßnahmen würden verstärkt darauf ausgerichtet, bei Männern Interesse zu erzeugen. Jene Männer die schon jetzt an der FH studieren, seien vor allem in den diagnostischen Bereichen zu finden, etwa in der Radiologietechnologie oder in der Biomedizinischen Analytik. Aber auch in der Physiotherapie sind die Männer stärker vertreten als etwa in der Diätologie oder eben bei den Hebammen. „Ich glaube, es hat in ganz Österreich erst einen Mann gegeben, der diese Ausbildung gemacht hat“, vermutet Schneebauer. Auch in den heimischen Krankenhäusern gebe es keine männlichen Hebammen. In Anbetracht dessen, dass etwa der Bereich der Gynäkologie noch immer stark männlich dominiert ist, sei es verwunderlich, dass sich Männer nicht auch in dieses Feld vorwagen würden.

Was nicht ist, kann ja noch werden – denn die FH Gesundheitsberufe in Oberösterreich ist eine der jüngsten Fachhochschulen in Österreich. Die Ausbildungen, die seit 2010 als FH-Studiengänge angeboten werden, waren zuvor postsekundäre Diplomausbildungen, die an verschiedenen Einrichtungen in Oberösterreich stattgefunden haben. Schneebauer sieht die Bündelung als großen Vorteil, insbesondere deshalb, weil nun auch Forschung zu den Tätigkeiten der gemeinsamen Institution gehört. „Dadurch haben wir die Möglichkeit, die Lehre ständig weiterzuentwickeln.“

Strenges Aufnahmeverfahren

Über einen Mangel an Bewerbern kann die junge FH jedenfalls nicht klagen: Für einzelne Studiengänge bewerben sich rund 14-mal so viele Menschen, wie Plätze vorhanden sind. „Es reicht nicht, eine hohe Anzahl an Bewerbern zu haben – wir wollen die am besten geeigneten Studierenden“, so Schneebauer. Immerhin würden die Studierenden zum größten Teil direkt nach dem Bachelor in den Beruf einsteigen, und das heißt: mit Patienten arbeiten. Deshalb sei das Aufnahmeverfahren besonders intensiv. Im Gegensatz zu vielen anderen Berufsfeldern sei im Gesundheitsbereich der Bachelor durchaus anerkannt, so Schneebauer. Denn damit ist die Ausbildung – etwa als Ergotherapeut – durch die mit dem Bachelor verbundene Berufsberechtigung abgeschlossen. Die bestehenden Masterstudiengänge seien derzeit eher nur fachspezifische Zusatzausbildungen oder Höherqualifizierungen.

Schneebauer ist sich aber sicher, dass sich im Gesundheitsbereich in den kommenden Jahren viel bewegen wird – insbesondere die Bereiche Gesundheitsförderung und Prävention würden sehr rasch wachsen.

Auf einen Blick

Die FH für Gesundheitsberufe in Oberösterreich bietet Bachelorstudiengänge in den Bereichen Biomedizinische Analytik, Diätologie, Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Radiologietechnologie und eine Ausbildung zur Hebamme an. Zusätzlich werden die zwei Masterstudiengänge „Management for Health Professionals“ und „Hochschuldidaktik für Gesundheitsberufe“ angeboten. Die FH zählt zu den jüngsten in Österreich: Seit dem Jahr 2010 wird
dort das Ausbildungsangebot für den Gesundheitsbereich in Oberösterreich gebündelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.