Schmeißfliegen helfen beim Biobilanzieren

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Fliege(c) Dpa (A3794 Peter Steffen)
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Im Gedärm der Fleischfresser findet sich DNA des gefressenen Fleischs. Die gibt Auskunft.

In den unzugänglichen Wäldern am Kongo tötete das Ebola-Virus vor zehn Jahren tausende Gorillas. Man sah es daran, dass sie verschwanden, aber auch eine intensive Suche erbrachte nur 24 Kadaver. Dabei gab es höchst zuverlässige Zeugen, es kam nur niemand auf die Idee, sie zu befragen: Fliegen, die sich über Kadaver hermachen, aber auch über offene Wunden lebender Tiere. Dann ist das Fleisch im Gedärm, und seine DNA auch. Das dämmerte erst Sébastian Calvignac-Spencer (Robert-Koch-Institut Berlin), als er in Afrika Fliegen auf Gene des Ebola-Virus untersuchte. Also legte er Köder aus, verrottetes Fleisch, in Wäldern der Elfenbeinküste und Madagaskars. 115 Fliegen konnte er fangen, in ihrem Gedärm fand sich DNA von 20 Säugetieren und zwei Vögeln (Molecular Ecology, 4.1.).

Mit dieser Methode kann man auch die Biovielfalt lebender Tiere erheben. Das versuchten Biologen in schwer überschaubaren Wälder erst mit bloßem Auge (und wenig Erfolg), dann mit Fotofallen etc. Im Vorjahr kam dann die Idee mit DNA in Gedärmen – von Blutegeln. Dort hält sie sich besser als in Insekten, aber Egel archivieren natürlich nur, was ab und zu ins Wasser geht, zum Trinken etwa. Die Fliegen hingegen finden alles, was Futter verspricht. Deshalb sollen die beiden Methoden einander ergänzen. jl

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2013)

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