Ein märchenhaftes Ballett nach William Shakespeare

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"Ein Sommernachtstraum": Die bezaubernde Choreografie von Jorma Elo ist nun an die Volksoper übersiedelt.

Eine Komödie zu choreografieren und zu tanzen gehört zu den schwierigeren Aufgaben: Sie soll zum Schmunzeln anregen ohne der Lächerlichkeit anheimzufallen, soll unterhalten ohne sich im Klamauk zu verlieren. Das gelingt Jorma Elo in seiner hinreißenden Ballettversion von William Shakespeares „A Midsummer Night's Dream“. Der Literaturklassiker aus dem späten 16. Jahrhundert diente als Vorlage für diese abendfüllende Choreografie, die der Finne vor drei Jahren für das Wiener Staatsballett kreiert hat – ein bezauberndes Märchen, in dem wundersame Wesen und die Verwirrungen der Liebe die Hauptrolle spielen. Und die Musik Felix Mendelssohn Bartholdys, den Elo ebenso wie Shakespeare bewundert und auf dessen Komposition zu „Ein Sommernachtstraum“ er seine vielfältigen Bewegungsabläufe aufbaute, die von den Tänzern ein hohes Können sowohl im klassischen Ballett als auch im zeitgenössischen Fach verlangt.

Das schauspielerische Talent nicht zu vergessen. Und da kann sich Elo auch auf die jungen Tänzer der Wiener Kompanie verlassen: Es ist einfach köstlich anzusehen, wie sich die verzweifelt verliebte Helena (Rui Tamari) störrisch und steif an die Fersen des ziemlich entnervten Demetrius (Dumitru Taran) heftet, der zunächst nichts von ihr wissen will. Die grazile Hermia (Natalie Kusch) gibt mit ihrem Lysander (Greig Matthews) ein liebestolles Paar, über das man schmunzeln darf. Und wenn die Königin der Elfen dem in einen Esel verzauberten Zettel während des Pas de deux den Rücken kratzt, dann ist dieser Klamauk gleichzeitig von erstaunlicher Eleganz.

Der wilde Puck als Glanzrolle

Die eigentliche Hauptrolle gehört an diesem Abend aber einem gehörnten Waldwesen: eine Glanzrolle für Mihail Sosnovschi, der als Puck wild wie ein Tier und fast ein wenig Furcht einflößend über die Bühne springt, sich dann aber von den entzückenden kleinen Elfen in ihren leuchtenden Tutus geduldig kitzeln lässt, um schließlich schadenfroh und vergnügt den Zaubersaft, der Verliebtheit und Verwirrung stiftet, in die Augen der Schlafenden zu träufeln. Es ist eine faszinierende Mischung, die Elo in diesem Stück gelungen ist: Es ist komisch und klassisch, zeitgenössisch und humorvoll, facettenreich und harmonisch. Ein vergnüglicher Abend, der schon 2010 bei der Uraufführung an der Staatsoper bejubelt wurde. 2011 wurde Elos „Sommernachtstraum“ in Moskau mit dem Prix Benois de la Danse ausgezeichnet – das kann sich auch das Wiener Staatsballett als Auftraggeber auf die Visitenkarte schreiben.

Jetzt ist der „Sommernachtstraum“ an das kleinere Haus – die Volksoper – übersiedelt und profitiert von dem intimeren Rahmen und der geringeren Distanz zwischen Bühne und Publikum. Das feine Spiel der Charaktere, die die Tänzer der Compagnie gekonnt in Szene setzen, kommt hier noch besser zur Geltung. Der Jubel war berechtigt.

„Sommernachtstraum“: 19.3., 3.4., 19.4. (19h), 24.3., 14.4., 21.4. (16.30h), Volksoper.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2013)

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