Siemens stärkt Wiener Standort

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Der deutsche Großkonzern investiert in Wien 50 Mio. Euro und will 200 Mitarbeiter einstellen. Derzeit beschäftigt Siemens in Wien 750 Menschen.Auch die Warschauer U-Bahn will Siemens in Wien bauen.

Wien/Gre. Siemens bündelt sein Geschäft mit Nahverkehrszügen und Reisezugwagen in Wien. Die neu geschaffene Unternehmenseinheit sorgt für einen Jahresumsatz von etwa einer Mrd. Euro. Der deutsche Großkonzern fertigt in Wien beispielsweise die Niederflurstraßenbahnen der Wiener Linien und die Waggons des ÖBB Railjet.

Weil in den nächsten Jahren mehr als 600 Straßenbahn- und U-Bahnprojekte zur Ausschreibung gelangen werden, baut Siemens nun seine Kapazitäten im Werk in Wien-Simmering aus. Innerhalb von zwei Jahren werden 50 Mio. Euro investiert und 200 Mitarbeiter eingestellt. Mitarbeiter, die derzeit schwer zu finden sind, wie Sandra Gott-Karlbauer am Dienstag in Wien sagte. Sie leitet die Nahverkehrs-Einheit.

Derzeit beschäftigt Siemens in Wien 750 Menschen. In ihrem Geschäftsbereich erhofft sich Gott-Karlbauer in den nächsten Jahren ein Wachstum von 50 Prozent. Siemens sei derzeit der fünftgrößte Anbieter, die Top drei sind das erklärte Ziel.

Staatliche Aufträge als Plus

Für den Ausbau des Werkes in Wien spreche unter anderem die Tradition. Über Jahrzehnte hat man Erfahrungen im Schienen-gebundenen Nahverkehr sammeln können. Zahlreiche Innovationen der Branche stammen aus Wien. Außerdem biete Wien mit seinem gut ausgebauten Öffi-Netz und dem hohen Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel am Verkehrsaufkommen (aktuell 37 Prozent) ein ideales Umfeld. Die Mitarbeiter würden die Produkte ihrer Arbeit täglich nutzen, um zur Arbeit zu kommen, sagte Sandra Gott–Karlbauer.

Großzügige Aufträge der in Staatsbesitz befindlichen Wiener Linien und Österreichischen Bundesbahnen würden aber natürlich auch für den Standort sprechen, wie eine Unternehmenssprecherin sagt.

Das Unternehmen kann sich aktuell über mehrere Großaufträge freuen. So werden derzeit um 273 Mio. Euro U-Bahn-Züge für Warschau gebaut. Daneben werden Straßenbahnen für Den Haag 115 Mio. Euro an Umsatz bringen und U-Bahn-Züge für München in den nächsten Jahren 165 Mio. Euro in die Kassen des Konzerns spülen.

Gesetz verhindert Exporte in die USA

Zwar werden die zahlreichen Standorte des Unternehmens genutzt, um an Aufträge zu kommen, doch der größte Teil der Fertigung passiert in Wien. Ausnahmen werden auf Wunsch von Auftraggebern gemacht, die einen Teil der Wertschöpfung im eigenen Land halten wollen.

Gänzlich von einem ausländischen Standort werden nur die USA bedient. Ein Gesetz schreibt dort vor, dass bei Investitionen in den Verkehr ein Gutteil der Wertschöpfung im Land bleiben muss – sofern sie aus staatlichen Töpfen finanziert werden.

Mit seinen Straßenbahnen aus dem Werk in Sacramento ist Siemens in den Vereinigten Staaten in diesem Bereich Marktführer.

Der Weltmarkt für U-Bahnen und Straßenbahnen ist pro Jahr rund sieben Milliarden Euro an Umsatz schwer und wächst jährlich um vier bis fünf Prozent, so Gott-Karlbauer. Die größten Zuwächse erzielt die Nahverkehrssparte von Siemens derzeit in Asien. Und dass, obwohl zwei der größten Konkurrenten aus China kommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2012)

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