2013: Schicksalsjahr für Nintendo

Schicksalsjahr fuer Nintendo
Schicksalsjahr fuer Nintendo(c) AP (Mark Lennihan)
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Heuer konnte der japanische Hersteller mit seiner Konsole Wii U der Konkurrenz die Show stehlen. Nintendo wird 2013 zusehen müssen, dass zum spannenden Wii-U-Konzept auch spannende Spiele dazukommen.

Es gab eine Zeit, da konnte man Nintendo nichts anhaben. Egal, was die Japaner auf den Markt warfen, vom Super Nintendo bis zum Gameboy, es wurde ein gewaltiger Erfolg. Dann kamen Neulinge wie Sony und Microsoft auf den Markt und deren Playstation und Xbox krempelten den Markt für Spielkonsolen um. Mit der 2006 erschienenen Wii konnte Nintendo zwar wieder an die Spitze gelangen, deren Leistung reichte aber nicht an die stärkere Konkurrenz heran. Das ist nun anders. Die aktuelle Wii U kann nicht nur bei Grafik und Rechenleistung mithalten, sondern bietet noch dazu einen ungewöhnlichen Tablet-Controller für neuartige Steuerungsmöglichkeiten.

Trotz durchwegs positiver Testberichte für die Wii U ist Nintendos Zukunft für die nächsten Jahre damit aber nicht gesichert. Denn die zündenden Spielideen fehlen noch. Klassiker wie „Super Mario“ ziehen zwar immer, das Konzept ist inzwischen aber fast 30Jahre alt. Und es lauern etliche Konkurrenten in den Startlöchern, die dem Videospiel-Pionier die Supper versalzen könnten.


Riesen und Zwerge. Da wären einmal die großen Kaliber wie Microsoft und Sony. Von beiden wird für 2013 eine neue Spielkonsole erwartet. Die aktuellen Geräte Xbox 360 bzw. Playstation 3 hinken bereits aktueller PC-Hardware hinterher. Mit einem kräftigen Leistungsschub, den alle erwarten, würden sich die beiden Konkurrenten bei der Technik wieder vor Nintendo platzieren können. Möglicherweise könnten die neuen Konsolen schon bei der Spielemesse E3 im Juni in Los Angeles präsentiert werden.

Und dann gibt es noch Emporkömmlinge wie das ungewöhnliche Projekt Ouya. Diese Mini-Spielkonsole, die aus einem Würfel mit der Kantenlänge 7,5 Zentimeter besteht, soll für nur 99 US-Dollar im März auf den Markt kommen. Die Entwickler haben über die Online-Finanzierungsplattform Kickstarter um 950.000 Dollar für die Realisierung gebeten. Dass die Spieler fast 8,6 Millionen Dollar freiwillig bereitgestellt haben, zeigt, dass der Markt für Alternativen zu den „Big Three“ Nintendo, Sony und Microsoft durchaus offen ist. Erste Entwicklergeräte wurden bereits ausgeliefert.


Vernetzt. Und dann gibt es noch die ersten Gehversuche im Spiele-Streaming. Plattformen wie OnLive oder Gaikai stellen Games auf ihren Servern zur Verfügung. Die Spieler müssen sich nur anmelden, und die Grafik wird unabhängig von der Leistung des Endgeräts in den Datenzentren der Anbieter berechnet und wie ein Videostream übers Internet geschickt. Damit lassen sich auch auf eher schwachbrüstigen Netbooks oder Tablets aufwendig produzierte Spiele genießen. Dass das Konzept „Cloud Gaming“ Potenzial hat, hat auch Sony erkannt. Der Unterhaltungsriese hat Gaikai inzwischen gekauft.

Und dann gibt es noch Tablets und Smartphones für das kleine Spielchen zwischendurch. Diese Geräte haben tragbaren Konsolen inzwischen den Rang abgelaufen. Das merkt auch Nintendo, dessen 3DS sich nach einem katastrophalen ersten Jahr inzwischen zwar passabel verkauft, allerdings immer noch hinter den Erwartungen des Konzerns zurückbleibt.

Nintendo wird zusehen müssen, dass zum spannenden Wii-U-Konzept auch spannende Spiele dazukommen. Die ewig aufgewärmten Klassiker der Achtziger werden langfristig wohl nicht mehr reichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2012)


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