Kinderpornografie im Internet: 2011 weniger Meldungen

Feature : Kinderporno/Internet
Feature : Kinderporno/InternetAPA (Schneider Harald)
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Im Vergleich zu 2010 wurden um 30 Prozent weniger Websites gemeldet. Die Polizei warnt, dass die Täter immer skrupelloser werden. Pädophile ziehen sich zunehmen in geschlossene Foren zurück.

Nach dem Rekord an Hinweisen an die Meldestelle gegen Kinderpornografie und nationalsozialistische Wiederbetätigung im InternetStopline im Jahr 2010 (5021) ist die Zahl 2011 deutlich - um rund 30 Prozent - zurückgegangen (3548). Das geht aus dem am Mittwoch in Wien präsentierten Jahresbericht 2011 hervor. Tatsächlich als illegal eingestuft wurden davon 549 Inhalte, also rund 16 Prozent aller Meldungen. Davon betraf der Großteil (93 Prozent) Kinderpornografie, sieben Prozent entfielen auf NS-Wiederbetätigung.

USA sind Hauptquelle

Bei den Ursprungsländer der illegalen Inhalte liegen die USA mit rund 70 Prozent "ganz stark im Vordergrund", sagte Barbara Schlossbauer, Leiterin der "Stopline". Die Juristin führt das auf die gut ausgebaute Infrastruktur in diesem Land zurück. Hinter den USA rangieren die Niederlande (elf Prozent), Deutschland (acht Prozent) und Kanada (drei Prozent). Vermehrt finden sich auch illegale Inhalte auf Hostservern in Japan, Russland und Kasachstan. 2011 war ein österreichischer Provider betroffen, dessen Inhalte binnen weniger Stunden nach Meldungseingang vom Netz genommen wurden, wie Schlossbauer betonte.

Bei der Prüfung, ob der Inhalt tatsächlich illegal ist, stellt sich bei der Mehrheit der Meldungen heraus, "dass es sich um legale Pornografie" handelt, sagte Barbara Schlossbauer. "Es sind viele nicht illegale Bilder darunter, die nackte Kinder am Strand zeigen, die keinen sexuellen Bezug haben."

"Es geht kaum noch schlimmer"

Etwas anders sieht es im Hinblick darauf bei der polizeilichen Meldestelle für Kinderpornografie im Bundeskriminalamt (BK) aus. Dort gingen im Jahr 2011 2589 Hinweise auf Kinderpornografie ein, davon wurden 1532 als illegal bewertet. "Manche User melden bedenkliche Inhalte lieber an eine private Meldestelle, insgesamt ist das Vertrauen in die Polizei aber doch noch größer", meinte Harald Gremel, Ermittlungsleiter im BK. Laut Gremel werden immer weniger bedenkliche Webseiten gemeldet, Pädophile ziehen sich vermehrt in geschlossene Foren zurück. "Das macht die Ermittlungen schwieriger", sagte er. Andererseits ist es für den "normalen" Internetuser dadurch nicht mehr so leicht auf illegale Inhalte zu stoßen. Was die Inhalte angeht, meinte der Ermittler: "Wir sind an einem Punkt angelangt, wo es kaum noch schlimmer geht." Die Opfer werden immer jünger, die Taten zunehmend brutaler.

Was nationalsozialistische Wiederbetätigung angeht, sei vor allem die Strafbarkeit der Inhalte im jeweiligen Land ein Problem. In Österreich ist die Leugnung von NS-Verbrechen genauso unter Strafe gestellt wie die Verbreitung und Verherrlichung von nationalsozialistischem Gedankengut. In anderen Ländern - etwa in Großbritannien und den USA - fallen derartige Aktivitäten zum Teil unter das Recht auf Meinungsfreiheit.

Meldestelle seit 1998 aktiv

"Stopline" ist eine vom Verband der österreichischen Internet Service Provider (ISPA) 1998 ins Leben gerufene nicht-behördliche Meldestelle für verbotene Inhalte (Kinderpornografie und nationalsozialistische Wiederbetätigung). Sie richtet sich vor allem an User, die sich nicht direkt bei der Polizei melden möchten. "Stopline" ist in INHOPE, ein weltweites Netzwerk an Meldestellen, eingebunden und arbeitet sowohl mit den Providern als auch mit den Strafverfolgungsbehörden eng zusammen.

(APA)

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