Land der jungen Raucher, Land der Früh-Pensionisten

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Österreich hat die meisten 15-jährigen Raucher in der OECD. Was Alkohol in Kombination mit Jugendlichen betrifft, ist Österreich zwar nicht „Spitzenreiter“ in der OECD – aber jedenfalls im oberen Mittelfeld.

WIEN. Zuerst die schlechte Nachricht: 30 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 24 Prozent der gleichaltrigen Burschen in Österreich rauchen regelmäßig. Das ist der jeweils höchste Wert in der OECD. Und jetzt die gute Nachricht: Der Trend ist rückläufig. Denn in den Jahren 2001/2002 griffen noch 37 (Mädchen) bzw. 26 Prozent (Burschen) der 15-Jährigen mindestens einmal pro Woche zum Glimmstängel. Beruhigend ist dieser Umstand dennoch nicht.

Die neuen Zahlen stammen aus den Jahren 2005/2006 und wurden am Montag im Rahmen der Studie „Gesellschaft auf einen Blick“ veröffentlicht. Sie vergleicht anhand von Indikatoren soziale Trends und politische Entwicklungen in den OECD-Ländern. Ähnlich viele Raucher gibt es demnach in Finnland (21 Prozent Mädchen, 23 Prozent Burschen), Ungarn (21/22) und Tschechien (23/20). Am anderen Ende des Skala finden sich die USA (9/7) und Kanada (10/7) wieder.

Was Alkohol in Kombination mit Jugendlichen betrifft, ist Österreich zwar nicht „Spitzenreiter“ in der OECD – aber jedenfalls im oberen Mittelfeld. Denn 25 Prozent der 13- bis 15-Jährigen Burschen und 21 Prozent der ebenso alten Mädchen gaben 2005/2006 an, dass sie mindestens schon zwei- oder dreimal betrunken waren. Weitaus dramatischer ist die Situation etwa in Dänemark (34 Prozent der Burschen und 29 Prozent der Mädchen haben schon einschlägige Alkoholerfahrungen gemacht) und Großbritannien (32 bzw. 33 Prozent).

Kein Geld für Prävention

Die Nachricht ereilte am Montag auch Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ): „Das ist auf jeden Fall bedenklich“, ließ er der „Presse“ über sein Büro ausrichten. Den Suchtteufel will das Ministerium dennoch nicht gleich an die Wand malen: Man wisse von Experten und ähnlichen Studien in Österreich, dass die Jugendlichen in Fragen wie diesen gerne übertreiben: „Weil es nach wie vor cool ist, wenn man raucht und trinkt.“

Stöger will nun einerseits auf Aufklärung setzen, verweist aber andererseits auf die schwierige Budgetsituation in der Wirtschaftskrise: Natürlich gebe es im Präventivbereich einiges zu tun, die finanziellen Mittel seien derzeit aber begrenzt, sagt seine Pressesprecherin.

Das Geld könnte, rein theoretisch, aus einem Bereich kommen, in dem Österreich ebenfalls zu den Spitzenreitern in der OECD zählt: dem Pensionssystem nämlich.

Denn Männer scheiden hierzulande durchschnittlich schon mit 58,9 Jahren aus dem Erwerbsleben aus, Frauen mit 57,9 Jahren. Nur Polinnen und Slowakinnen gehen früher in den Ruhestand; und bei den Männern ist das nach Frankreich der früheste Renteneintritt in der OECD. Die Studie verweist auch darauf, dass das Pensionsantrittsalter, anders als in den meisten OECD-Ländern, zuletzt noch weiter zurückgegangen ist.

Bemerkenswert erscheint Österreich auch an anderer Stelle: Kleinkinder besuchen selten Kindergärten oder Kindertagesstätten. Nach Polen, Tschechien und Italien sind in Österreich die wenigsten Kinder im Alter von null bis drei Jahren in formaler Betreuung. Bei den Drei- bis Fünfjährigen liegt der Anteil dann allerdings schon im OECD-Durchschnitt. Meinung Seite 27

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2009)

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