AUA: Pakt mit Piloten fix

BETRIEBSVERSAMMLUNG DES AUA BORDPERSONALS
BETRIEBSVERSAMMLUNG DES AUA BORDPERSONALS(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die große Mehrheit des Bordpersonals akzeptiert die Sonderabfertigung.

Wien. Zuerst wurde vor der Pleite gezittert, dann wurde dennoch zwei Jahre lang mehr gepokert als verhandelt, heftig gestritten und letztlich vor Gericht gekämpft. Bis sich die AUA-Führung, der Bordbetriebsrat und die Gewerkschaft im Oktober des Vorjahres praktisch in letzter Minute einen Ruck gaben und den neuen Konzern-Kollektivvertrag (KV) für das gesamte fliegende Personal fixierten, der ab 1. Dezember 2014 in Kraft ist.

Jetzt steht der letzte Schritt für eine Gesamtlösung mit dem Bordpersonal unmittelbar bevor: Noch eine Woche, bis 31. Jänner, haben die 900 Piloten und 2300 Flugbegleiter Zeit, um das Abfindungsangebot, das durch die Fusion der Regionaltochter Tyrolean mit der AUA per 1. April fällig ist und mit dem alle bisherigen Ansprüche abgegolten werden, zu akzeptieren – oder abzulehnen.

„Ich nehme das Angebot an – das habe ich auch meinen Kollegen mitgeteilt“, sagt Bordbetriebsratschef Karl Minhard zur „Presse“. Bei etlichen Informationsveranstaltungen habe man die Kollegen informiert und stehe nach wie vor rund um die Uhr zur Verfügung. Eine Empfehlung habe man aber nicht abgegeben. „Ich gehe dennoch davon aus, dass nur ganz wenige Mitarbeiter, vielleicht ein, zwei Handvoll, das Angebot ablehnen.“

Kosten von 100 Millionen

Die Sonderabfertigungen kosten die AUA rund 100 Mio. Euro, wofür schon zur Jahresmitte 2014 Rückstellungen gebildet worden sind. Dieser Brocken und die anhaltenden Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten sind der Grund dafür, dass die AUA im Vorjahr maximal eine schwarze Null und nicht wie ursprünglich geplant ein deutlich positives Betriebsergebnis erreichen wird. Aber mit der Sonderabfertigung wird auch das Kriegsbeil begraben – und das ist für den Vorstand von unschätzbarem Wert: Verpflichten sich doch die Crewmitglieder mit der Annahme des Angebots dazu, auf jegliche Klagen zu verzichten. Gewerkschaft und Bordbetriebsrat haben schon im Zuge der Einigung auf den neuen KV einen Generalvergleich geschlossen und ihre Klagen zurückgezogen.

Zahlen hat die AUA nie genannt, dem Vernehmen nach wurden lang gedienten Piloten bis zu 35 Monatsgehälter angeboten. Das entspräche rund 420.000 Euro. Ihnen standen im alten KV bis zu 39 Monatsgehälter Abfertigung zu. Das Geld wird als „echte“ Abfertigung und damit steuerbegünstigt mit einem Satz von sechs Prozent ausbezahlt. Der neue KV gilt prinzipiell für alle Bordmitarbeiter, egal, ob sie bisher bei der AUA oder der Tyrolean gearbeitet haben.

Dass jemand das Angebot akzeptiert und die Airline trotzdem verlässt, dürfte die Ausnahme sein, glaubt Minhard. „Das macht man nur, wenn man einen anderen Job in Aussicht hat.“ Ebenso gering schätzt er den Anteil jener ein, die das Angebot ablehnen. Damit würden sie im alten Abfertigungsschema verbleiben und behielten auch die Möglichkeit zu klagen.

Klagen haben zuletzt die Auseinandersetzung verschärft. Betriebsrat und Gewerkschaft hatten gegen den von AUA-Chef Jaan Albrecht im Frühjahr 2012 aufgekündigten alten Bord-KV opponiert. Zudem wurde der Betriebsübergang von der AUA auf die kostengünstigere Tyrolean angefochten. Dieser war Kern des Sparprogramms. Vor allem die AUA-Piloten kämpften verbissen um ihre Rechte – unter anderem bis zu 39 Monatsgehälter Abfertigung und eine leistungsorientierte Betriebspension. Und sie waren erfolgreich.

Als schließlich der Europäische Gerichtshof im September 2014 urteilte, dass der alte Bord-KV nachwirkt, solange kein neuer KV abgeschlossen ist, war Feuer am Dach. Zumal das Arbeits- und Sozialgericht in erster Instanz schon zuvor geurteilt hatte, dass der Betriebsübergang nicht rechtens war. Zu groß war die Gefahr, dass das gesamte Sparkonzept kippt und die AUA damit wieder am Rand der Insolvenz steht. Zumal die Mutter Lufthansa, die 2012 eine Überlebenshilfe von 140 Mio. Euro hatte springen lassen, signalisiert hat, keinen weiteren Cent mehr herauszurücken.

Personalkosten sinken

Mit der Abfertigung und dem neuen KV ist das Sparkonzept im Volumen von 220 Mio. Euro pro Jahr nun komplett und der Weg zur „AUA neu“ als Qualitäts-Airline frei, wie Albrecht mehrfach betonte: Es gibt ein neues Gehaltsschema, eine neue Pensionsregelung, (von der leistungs- zur beitragsorientierten Betriebspension), neue Arbeitszeiten und neue Karrieremodelle. Damit sinken die Personalkosten, und die Produktivität steigt. Alle Piloten und Flugbegleiter arbeiten nun für die AUA. Innerhalb des Lufthansa-Konzerns sei die AUA damit bestens aufgestellt, heißt es.

AUF EINEN BLICK

Piloten und Flugbegleiter der AUA haben noch bis 31. Jänner Zeit, die Sonderabfertigung anzunehmen. Fast alle dürften das tun, glaubt Bordbetriebsratschef Karl Minhard. Damit und mit dem seit 1. Dezember geltenden neuen Kollektivvertrag ist der jahrelange Streit um das Sparprogramm beigelegt und der Weg zur „AUA neu“ frei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2015)

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