Wirtschafts-Know-how: Vom Fachmann zum Manager

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Techniker sind mit ihrer Problemlösungskompetenz auch gute Kandidaten für Führungsaufgaben – die allerdings auch fachfremdes Wissen erfordern.

Techniker haben auf dem Arbeitsmarkt gute Karten. Doch neben dem einschlägigen Fachwissen ist oft auch Know-how in anderen Bereichen gefragt, etwa betriebswirtschaftliche und juristische Kenntnisse. „Das gilt nicht nur für jene, die im Zuge ihrer Tätigkeit in Führungspositionen aufsteigen, sondern auch für Techniker, die in ihren Berufen bleiben“, weiß Michael Mayrhofer, Assistenzprofessor für Technikrecht an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz, der das dortige Masterstudium „Recht und Wirtschaft für TechnikerInnen“ koordiniert. Als Beispiele nennt Mayrhofer Architekten, die etwa Vergaberecht, Anlagerecht und – wenn sie ein eigenes Büro eröffnen – auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse benötigen. Aber auch angestellte Techniker wie Produktentwickler müssten sich zunehmend mit Compliance-Anforderungen auseinandersetzen. „Nicht zuletzt aufgrund der EU und einem neuen Verständnis von Produktsicherheit werden hier die Rechtsvorschriften immer mehr“, sagt Mayerhofer.

Für Rechtsfragen sensibilisieren

Seit 2009 bietet die JKU daher den besagten Masterstudiengang an, seit 2011 auch am Universitätszentrum Rottenmann in der Steiermark. „Wir wollen keine Betriebswirte oder Juristen ausbilden, sondern das Wissen vermitteln, das ein Techniker braucht. Es geht etwa nicht darum, selbst Gutachten zu erstellen, sondern mit Juristen zu kommunizieren und vor allem Techniker für juristische Fragen zu sensibilisieren“, so der Studiengangs-Koordinator. In den ersten drei der insgesamt vier Semester sind wirtschaftliche und rechtliche Themen gleich vertreten, im letzten steht eine Vertiefung eines juristischen Wahlfaches an – und die Masterarbeit. Diese befasst sich entweder mit einem rechtlichen oder wirtschaftlichen Thema, „aber immer mit Bezug zur Technik“, betont Mayerhofer. Dezidierte Kooperationen gibt es keine, oft aber werden in den Masterarbeiten Fragestellungen aus den jeweiligen Unternehmen bearbeitet. Der Lehrgang, der durch Blended-Learning noch besser auf die Bedürfnisse Berufstätiger abgestimmt wurde, erfreut sich reger Nachfrage. Die Neuzugänge liegen mit etwa 80 pro Jahr doppelt so hoch wie die Erwartungen – was vielleicht auch daran liegt, dass es keine Studiengebühren gibt. Die Teilnehmer kommen primär aus „klassischen technischen Disziplinen, vor allem aus dem produzierenden Bereich und der Informatik,“ berichtet der Experte. Viele würden auch nach einem Bachelor einen technischen und diesen Master parallel in Angriff nehmen.

Eine breite Palette an betriebswirtschaftlichen Lehrgängen, die sich explizit an Techniker richten, hat auch das Weiterbildungszentrum (CEC) der TU Wien im Programm. „Der General Management MBA ist der älteste MBA der TU“, berichtet Petra Aigner, Geschäftsführerin des TU-Weiterbildungszentrums. Der in Kooperation mit der Donau-Uni Krems durchgeführte Lehrgang ist ein klassischer MBA, der in den spezifischen Fragestellungen und Fallbeispielen auf die Zielgruppe Techniker ausgerichtet ist, wie Aigner erklärt. Das zeigt sich auch an den Teilnehmern, die sich zu 80 bis 90 Prozent aus Technikern und Naturwissenschaftlern rekrutieren.

Neben dem General Management MBA gibt es an der TU Wien auch die fachspezifischen Professional MBA „Automotive Industries“ und „Entrepreneurship & Innovation“, die in Kooperation mit der Wirtschaft entstanden. Der Automotive-MBA, der zu einem Drittel in der Slowakei abgehalten wird, wird vom Autocluster Centrope, der Innovation-MBA von der Wiener Technologieagentur ZIT gefördert. Die Kosten für die MBA betragen etwa 20.000, für Innovation & Entrepreneurship 30.000 Euro.

Die TU bietet aber auch Wirtschaftskurse für Techniker, die etwas weniger Zeit und Geld investieren wollen, wie den einsemestrigen Lehrgang „GmbH-Geschäftsführung für Führungskräfte“, der an sechs Wochenenden neben betriebswirtschaftlichen Grundlagen auch Arbeits-, Steuer- sowie Gesellschafts- und Unternehmensrecht vermittelt. Die Kosten betragen rund 7000 Euro. Weitere einsemestrige Angebote sind geplant. Im Herbst startet ein M&A-Lehrgang, für 2014 ist ein Kurs „Enterprise Risk Management“ geplant – beides Bereiche, in denen technisches Wissen für die Bewertung wichtig ist, wie Aigner erklärt.

MBA auch für HTL-Absolventen

Ganz auf Techniker ausgerichtet, die in die Führungsebene aufsteigen wollen, ist der MBA „Management for Engineers“ der Limak Austrian Business School, der im März erstmals gestartet wurde. Inhalte sind neben wirtschaftlichen Kenntnissen auch Organisation und Führung sowie Ethik. Im Gegensatz zu den anderen vorgestellten Lehrgängen hat der Limak-MBA mit „Trends in Mechatronik und Maschinenbau“ ein technisches Modul – und damit eine klare Präferenz, was die fachliche Herkunft der Teilnehmer betrifft. Diese sind mit durchschnittlich etwa 25Jahren relativ jung, wie Werner Redl, der für den Vertrieb der MBA-Programme zuständig ist, berichtet. Drei Viertel der Teilnehmer sind berufstätige HTL-Absolventen ohne Studienabschluss, ein Viertel FH-Absolventen. Der dreisemestrige Lehrgang, der ganz in Deutsch abgehalten wird, ist geblockt, die Kurse finden tagsüber statt. „Meist unterstützen die Unternehmen die Teilnehmer“, so Redl dazu, „oft auch bei den Kurskosten von rund 19.000 Euro.“ Die Firmen können so von qualifizierteren Mitarbeitern profitieren sowie von den Masterarbeiten, deren Themen gemeinsam mit Mentoren im jeweiligen Unternehmen festgelegt werden.

Wirtschaft für Techniker

Universitätslehrgänge und MBA: JKU Linz: Masterstudium „Wirtschaft und Recht für TechnikerInnen“, www.jku.ac.at
TU Wien (CEC)
MBA-Programme: „General Management“, „Automotive Industries“, „Innovation & Entrepeneuship“. Einsemestrige Lehrgänge, etwa „GmbH-Geschäftsführung für Führungskräfte“, www.cec.tuwien.ac.at

Limak: MBA „Management for Engeneers“, www.limak.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2013)

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