Wiener Festwochen werden musikalisch neu ausgerichtet

(c) APA (Guenter R Artinger)
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Zum definitiv letzten Mal veranstaltet der Musikverein im Jahr 2013 ein Frühlingsfestival mit Werken Mozarts, Haydns, Glucks und Johann Christian Bachs. Die Budgetmittel fließen in die Wiener Festwochen.

Am Anfang war die Frustration. Obwohl das Budget längst erstellt war, teilte die Stadt Wien 2010 der Gesellschaft der Musikfreunde mit, dass statt der zugesagten 240.000 Euro für das Frühlingsfestival 2011 nur 140.000 Euro ausbezahlt würden. „Der Herr Kulturstadtrat hat mir damals fix versprochen, das werde das einzige Mal bleiben, dass eine Zusage nicht eingehalten wird. Deshalb habe ich das damals auch nicht an die große Glocke gehängt“, erklärt Thomas Angyan, Intendant des Musikvereins.

Heuer aber hieß es: wieder um mehr als 40 Prozent weniger als die gewohnte Subventionssumme. „Das war unschön“, kommentiert Angyan und fügt sich drein: „Es ist ja das letzte Mal, denn es wird nach 2013 kein Frühlingsfestival mehr geben, weder im Musikverein noch im Konzerthaus.“

Der Grund: Dieser Tage sollen ausführliche Verhandlungen über eine Neuorientierung der Wiener Festwochen in Sachen Musik abgeschlossen werden. Das Musikprogramm der Festwochen wird traditionsgemäß alternierend von Konzerthausgesellschaft und Gesellschaft der Musikfreunde ausgerichtet. Mit der Bestellung von Markus Hinterhäuser zum Festwochen-Intendanten soll die Programmplanung nun auf neue Beine gestellt werden. Offenkundig braucht die Stadt Wien die Budgetmittel des – bisher ebenfalls alternierend programmierten – Frühlingsfestivals für diesen Zweck.

„Skandalkonzert“ im April

Also eröffnen Bejun Mehta und René Jacobs am 4. April 2013 im Musikverein das definitiv letzte Frühlingsfestival mit Werken Mozarts, Haydns, Glucks und Johann Christian Bachs. In den folgenden Wochen gastieren nicht weniger als vier ausländische Orchester – die Accademia di Santa Cecilia aus Rom unter Antonio Pappano, London Philharmonic mit Anne Sophie Mutter, das Orchestre National de France unter Daniele Gatti (u. a. mit Rossinis „Messe solennelle“) sowie – zum Abschluss – Münchens Philharmoniker, erstmals unter der Leitung von Lorin Maazel (15. und 16. Mai). Außerdem kommen Stars von Harnoncourt bis Mariss Jansons, der Dirigent Tomas Netopil als Debütant an der Spitze der Wiener Symphoniker. Angyan: „Ich möchte, dass ab nun Jahr für Jahr ein interessanter Dirigent am Pult der Symphoniker debütiert. Kommende Spielzeit folgt Alain Altinoglu, der heuer bereits das RSO Wien leitet (Debussys „Martyrium des Hl. Sebastian“).

Apropos RSO: Chefdirigent Cornelius Meister rekonstruiert mit seinen Musikern das legendäre „Skandalkonzert“ vom April 1913 unter Arnold Schönbergs Leitung, das abgebrochen werden musste. Diesmal werden alle Werke zu hören sein, unter anderem Bergs Altenberg-Lieder und Mahlers „Nun will die Sonn' so hell aufgehen“, gesungen von Christiane Oelze (5. April). sin

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2012)

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