Kühbauer: "Der Trainer-Diktator ist am Aussterben"

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Dietmar Kühbauer im Interview. Warum der Admira-Trainer Felix Magath verabscheut, was ihn ärgert.

Sie sind mit Admira in der Bundesliga sensationell Dritter geworden, haben sich für den Europacup qualifiziert. Wie wollen Sie das toppen?

Dietmar Kühbauer: Darum geht es nicht. Das hört sich vielleicht blöd an, aber wir wollen nächste Saison erneut nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Es kann einfach nicht das Ziel der Admira sein – und dafür müssen die Fans Verständnis haben – große Sprünge zu machen. Ich bin Realist, kein Fantast. Aber: Wir wollen sie wieder alle ärgern.

Wie sieht Ihr mittelfristiger Plan aus?

Ich wünsche mir, dass zu jedem Spiel mindestens 3000, 4000 Fans kommen. Die Leute sollen wieder gerne zur Admira gehen. Ried ist das gelungen und – ohne dem Verein zu nahe treten zu wollen: Die spielen sicher nicht so attraktiven Fußball, wie wir es tun.

Sind Sie als Trainer an der Seitenoutlinie eigentlich ruhiger geworden, als Sie es auf dem Feld waren?

Ich denke schon, wobei ich mich in gewissen Situationen wirklich zusammenreißen muss, mir meine Verantwortung als Trainer ins Bewusstsein rufe. Die Schiedsrichter pfeifen manchmal etwas zusammen, da wäre ich auf dem Platz durchgedreht. Und der vierte Schiedsrichter ...

Bitte fahren Sie doch fort ...

... würde am liebsten schon bei mir auf der Trainerbank sitzen. Der wartet krampfhaft darauf, dass ich auszucke. Der Erste, der mich auf die Tribüne bringt, wird sich freuen, da bin ich mir sicher. Aber ich habe es Ihnen schon erklärt: Bei mir können sie es lange probieren. Die bekommen mich nicht auf die Tribüne. Ich bin in zwei Jahren nicht ein Mal ausgeschlossen worden.

Wie würden Sie den Trainer Kühbauer selbst beschreiben?

Das ist einer, der viel und gerne mit seiner Mannschaft kommuniziert. Du brauchst heute als Trainer einen guten Draht zur Mannschaft. Der Diktator stirbt aus. Diese „Friss oder stirb“-Mentalität gibt's fast nicht mehr.

Bitte konkretisieren Sie das.

Ein Trainer muss eine gewisse Härte haben, darf den Spielern keinen Staubzucker in den Hintern blasen. Gleichzeitig muss er für den Spieler da sein, auch außerhalb des Platzes mit ihm reden können. Als Trainer musst du dir Fehler eingestehen können. Huub Stevens etwa ist ein sehr rechthaberischer Mensch. Immer den Schlauen zu spielen tut nicht gut. Dazu fällt mir auch noch Felix Magath ein.

Warum das?

Ich war vier Tage bei ihm in Wolfsburg hospitieren. Na, der hat mir imponiert, der war fantastisch. Nein, ehrlich: Ich will nicht einmal ein Prozent Magath sein. Ich habe Respekt vor seinen Erfolgen, aber so ein Führungsstil ... Da wird bestenfalls von oben herab gesprochen. Wenn überhaupt. Da fällt in vier Tagen kein einziges positives Wort. Hauptsache wir geben heimischen Trainern in Österreich erst gar nicht die Chance zur Bewährung.

Sprechen Sie die Bestellung des Deutschen Peter Hyballa als Sturm-Trainer an?

Nichts gegen ihn, aber den haben sie bei Aachen rausgeschmissen. Jetzt arbeitet er bei uns. Wo führt das hin? Wir haben genügend gute Trainer. Aus Lehrgängen weiß ich, dass wir um nichts schlechter als die deutschen Kollegen sind.

Anders als österreichische Trainer schaffen es heimische Spieler vermehrt ins Ausland.

Und das ist teilweise mit Vorsicht zu genießen, weil die Jungen bei verfrühten Transfers überwiegend nicht spielen und die wichtigsten Entwicklungsjahre verlieren. Was würde zum Beispiel ein Marcel Sabitzer bei Schalke machen? Die Antwort: Nicht spielen. Und in der zweiten Mannschaft zum Einsatz zu kommen ist auch nicht so lustig, da gibt's meistens Buche Eiche, wird körperlich und nicht technisch gespielt. Aber der Manager sieht natürlich immer die Scheine.

Wie haben Sie den Disput zwischen Ihrem Ex-Klub Rapid und Stefan Maierhofer gesehen?

Das hat mich maßlos gestört. Maierhofer taugt mir als Typ, aber was er getan hat, war respektlos gegenüber Klub und Fans.

Waren nicht auch die Fans respektlos gegenüber seiner Person?

Ich bin außerhalb des Hanappis in allen Stadien Österreichs beschimpft worden, mein ganzes Spielerleben lang. Mit dem Argument, beschimpft worden zu sein, kann er also nicht wirklich daherkommen. Damit musst du umgehen können, wenn du polarisierst.

Zur Person

1971
Dietmar Kühbauer wird am 4.April in Heiligenkreuz (NÖ) geboren.

1987
startet Kühbauer bei Admira seine Karriere. Weitere Stationen: Rapid, Real Sociedad, Wolfsburg sowie Mattersburg. 55-mal spielt er für den ÖFB.

2010
wird Kühbauer Trainer der Admira.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2012)

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