Rainer Schönfelder: „Biologisch bin ich erst 23 Jahre jung“

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Der 34-jährige Rainer Schönfelder hat in Adelboden mit einer Laufbestzeit das Rad der Zeit erfolgreich zurückgedreht. Geglaubt an ihn hat kaum noch jemand. Das Vorbild des bereits Abgeschriebenen heißt Hirscher.

Wien. Er ließ sich auf der Bühne feiern wie in den erfolgreichsten Tagen, er ölte sogar die Stimmbänder, um mit den Fans das „Heidi“-Lied anzustimmen. Adelboden, das ist für Rainer Schönfelder doch noch einmal zum goldenen Boden geworden, der 34-Jährige zelebrierte die Rückkehr in die Punkteränge fast mit nassen Augen. „Bei keiner Medaille“, sagt er, „bei keinem Sieg, habe ich mich so gefreut.“ Schon die Qualifikation für den zweiten Durchgang war ein persönlicher Erfolg, Laufbestzeit in der Entscheidung war vor allem ein persönlicher Triumph.

Selbst die Mutter zweifelte

Die Schweizer Skifans haben den Kärntner schon lange in ihr Herz geschlossen. Anfang Februar 2004 errang Schönfelder in Adelboden seinen letzten Slalomsieg, damals war er die Nummer eins im Stangenwald. „Schöner geht es nicht“, sagt der zweifache Olympia-Bronzegewinner 2006, dem es nach 2891 Tagen gelungen ist, das Rad der Zeit zurückzudrehen. Geglaubt an ihn hat kaum noch jemand, aber Schönfelder hat alle Zweifler widerlegt. „Nicht einmal meine Mama hat das noch für möglich gehalten. Auch sie hat schon vom Aufhören gesprochen.“

Im Frühjahr 2011 hat der österreichische Skiverband Rainer Schönfelder aussortiert. Er war so lange verletzt, dass er aus dem Kader rutschte, auch keine Förderungen mehr bekam. Im Spätherbst aber sollte das Stehaufmännchen doch noch eine Chance bekommen. Nützen konnte Schönfelder sie nicht, bis Adelboden waren keine brauchbaren Resultate zu vermelden. Aber Cheftrainer Matthias Berthold hat dem 34-Jährigen dennoch wieder eine Chance gegeben. „Dabei war es für ihn sicher nicht leicht“, weiß Schönfelder.

Die zweite Karriere von Rainer Schönfelder wäre vor einigen Jahren im Slalomteam nicht möglich gewesen – weil es einfach zu stark war. Da hinter Hirscher, Matt und Co. allerdings ein gewaltiges Loch klafft, hat die Vergangenheit auf einmal wieder Zukunft. Ein Ultimatum hat Cheftrainer Berthold dem Routinier aber nie gestellt. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass Schönfelder erst seit Adelboden auch sein Wengen-Ticket fix in der Tasche hat. Vermutlich darf er auch in Kitzbühel und Schladming sein Glück versuchen.

„Ich bin in einem Prozess“, hat Rainer Schönfelder Ende Dezember im Gespräch mit der „Presse“ gesagt. „Ich weiß, dass ich noch einen Schritt machen kann.“ Das Gefühl hat den Wahlwiener nicht getäuscht. „Ich komme der Idee, wie ich fahren muss, immer näher.“ Das Nonplusultra sei für ihn Marcel Hirscher, „so möchte ich auch auf dem Ski stehen“. Schönfelder hat die Vision vom perfekten Schwung nie aufgegeben. Das aber habe wiederum mit der Stoppuhr nichts zu tun.

Sportler, Manager, Servicemann

Trainiert hat der ehemalige Slalom-Matador im Sommer in Neuseeland. 80.000 Euro hat Schönfelder so ungefähr budgetiert, derzeit kommt der ÖSV für seine Kosten auf. „Ich habe viel gelernt“, erklärt der Hobbymusiker, der nicht nur „Heidi“ trällern, sondern auch ernsthafte Musik produzieren kann. „Ich bin schließlich Sportler, Manager und Servicemann in einer Person.“ In einer Mannschaft hingegen werde einem fast alles abgenommen.

Jetzt überwiegt schon wieder die Vorfreude auf das nächste Rennen, Schönfelder kehrt noch einmal zurück nach Wengen. Auch ein Ort mit speziellen Erinnerungen. Denn am Lauberhorn wurde der Kärntner einmal nach einer verlorenen Wette beim Nacktskifahren fotografiert. Druck macht sich ein Schönfelder keinen mehr. „Ich bin relaxter als früher. Und biologisch bin ich ja erst 23 Jahre jung . . .“

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