Der Schöpfer von "Früchte des Zorns" war einer der wichtigsten Schriftsteller der neueren US-Literatur. Trotzdem hatte die Jury Bedenken.
Der Literaturnobelpreisträger von 1962, der US-Schriftsteller John Steinbeck, war nicht wie oft angenommen eine deutliche Wahl, sondern ein "Kompromisskandidat". Dies belegten bisher geheime Protokolle der Sitzungen der Schwedischen Akademie, berichtet die schwedische Tageszeitung "Svenska Dagbladet" am Donnerstag. Zwar hatten sich die Mitglieder der Akademie trotz Bedenken auf Steinbeck ("Früchte des Zorns", 1939; "Von Menschen und Mäusen", 1937) geeinigt, einen klaren Favoriten habe es aber nicht gegeben.
Blixen starb vor der Vergabe
Unter den weiteren Kandidaten waren damals die Dänin Karen Blixen, der französische Dramatiker Jean Anouilh oder die Briten Lawrence Durrell und Robert Graves. Sie galten insgesamt aber als schwächer und seien aus verschiedenen Gründen ausgeschieden. So war Blixen, die Heldin des erfolgreich verfilmten Kenia-Epos' "Jenseits von Afrika", noch vor der Entscheidung gestorben. Der Literaturnobelpreis wird nicht posthum vergeben.
In der Begründung für Steinbecks Nobelpreis hieß es später, seine Werke zeichneten sich durch eine einzigartige realistische Erzählkunst aus.
Kritik an jüngeren Werken
Steinbeck hatte in seinen Büchern stets einfache Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Der Autor sozialkritischer Romane gilt als einer der erfolgreichsten Schriftsteller der neueren amerikanischen Literatur.
Seine Auszeichnung war 1962 aber in Schweden und den USA kritisiert worden. Seine jüngsten Werke seien nicht an die früheren Arbeiten herangekommen, hieß es.
Die Schwedische Akademie, die die Preisträger auswählt, hält die Dokumente über ihre Entscheidungen 50 Jahre lang unter Verschluss.
(APA/dpa)