Volkszählung: Österreich, allein daheim

(c) FABRY Clemens
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Die Zahl der allein lebenden Österreicher nimmt massiv zu, die Zahl der Kinder in den Familien deutlich ab – außer in der Bundeshauptstadt.

Wien. Früher wurde es Volkszählung genannt, heute (nach einer Methodenänderung) Registerzählung. Der Inhalt bleibt aber derselbe: Es geht um die Erhebung zentraler Daten der österreichischen Bevölkerung, die (nicht nur) für die Politik wichtige Trends aufzeigen. Seit Montag liegt das Konvolut, das 2011 erhoben wurde und alle zehn Jahre präsentiert wird, wieder vor. Die wichtigsten Trends.

Haushalte ohne Kinder. Der jüngste Trend, der vor allem seit 2001 auffällt: Die Zahl der Haushalte, in denen Singles bzw. Paare ohne Kinder leben, hat am stärksten zugenommen. So verzeichnen die Zahlen der Singlehaushalte seit 2001 ein Plus von 18,2 Prozent auf 1,32 Millionen. Ähnlich die Situation bei Haushalten von Paaren ohne Kinder. Hier stieg die Zahl seit 2001 um 13,3 Prozent auf 1,08 Millionen Haushalte. Wien hat mit 45,3 Prozent übrigens den höchsten Anteil an Singlewohnungen. Ein Grund laut Statistik Austria: Die deutliche Zunahme der Lebenserwartung. Im Klartext: Nach dem Auszug der Kinder leben die Österreicher länger als früher als Paar. Und nach dem Tod des Mannes (Frauen leben statistisch gesehen länger als Männer) wohnen die Frauen allein.

Immer mehr Nesthocker. Dies läuft sozusagen parallel zu Trend eins: Derzeit wohnen 44,2 Prozent der 25-jährigen Männer bei ihren Eltern – bei den gleichaltrigen Frauen sind es nur 29,5 Prozent. Der Vergleich zur Volkszählung 1971 macht einen Trend deutlich: Die Kinder verlassen immer später ihr Elternhaus.
Denn 1971 waren es 29,4 Prozent (Männer) bzw. 11,6 Prozent (Frauen), die noch bei den Eltern wohnten. Hauptursache: Der Berufseinstieg beginnt bei immer mehr Österreichern wegen des Studiums bzw. der weiterführenden Schule deutlich später als im Jahr 1971, als die meisten Jugendlichen nur eine Lehre begonnen und nicht studiert haben. Heute wird während des Studiums kostengünstig zu Hause gewohnt, was das Phänomen der Nesthocker erklärt.



Mehr Kinder nur in Wien. Mit 1,61 Kindern pro Familie ist Wien das einzige Bundesland, in dem die durchschnittliche Kinderzahl pro Familie nicht nur seit 1971 (1,53), sondern auch seit 2001 gestiegen ist. Österreichweit liegt Wien trotzdem unter dem aktuellen Durchschnitt. Die kinderreichsten Familien gibt es in Vorarlberg (1,75 Kinder pro Familie) und Oberösterreich (1,70 Kinder). Das Burgenland mit 1,57 sowie Kärnten und die Steiermark mit jeweils 1,58 liegen hingegen unter dem Österreichdurchschnitt von 1,64 Kindern pro Familie. Der Trend geht also weiter zur Kleinfamilie, weshalb jedes dritte Kind ein Einzelkind ist. Eine der Ursachen: Der Zeitpunkt der Familiengründung verschiebt sich (unter anderem wegen längerer Ausbildung) weiter nach hinten. Derzeit liegt das durchschnittliche Fertilitätsalter von Frauen bereits bei 30 Jahren (1971 lag es bei 27 Jahren).

► Österreich wächst. Genau 8.401.940 Menschen lebten zum Abschluss der Erhebung (31. Oktober 2011) in Österreich – 88,8 Prozent mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Das entspricht einem Bevölkerungsplus von 4,6 Prozent (369.083 Menschen) gegenüber der Zählung 2001. Dieses Wachstum basiert auf Zuwanderung, v. a. in die Landeshauptstädte. Denn es gab in diesen zehn Jahren nur 21.933 mehr Geburten als Sterbefälle. Aktuell wohnen (statistisch gesehen) 2,27 Personen in einem Haushalt.

Web: www.statistik.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2013)

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