Kroatische "Hurensöhne" attackieren Del Ponte

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Die ehemalige Chefanklägerin des Haager Tribunals zitiert in ihrem neuen Buch einen anonymen Ankläger, demzufolge Kroaten "niederträchtige Hurensöhne" seien. Am Balkan wird dies als Zeichen von Del Pontes Hass gegen die Kroaten gewertet.

Carla Del Ponte, die frühere Chefanklägerin des Haager UNO-Kriegsverbrecher- Tribunals und erklärtes Feindbild am Balkan, sorgt auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt ebendort für Empörung. Grund ist ein Buch, in dem die Schweizer Spitzenjuristin detailliert über ihre Tätigkeit berichtet. Serbien hat bereits bei UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon gegen die Veröffentlichung des Bandes "Caccia" (Jagd) protestiert. In Kroatien ist indes Medienberichten zufolge ein wahrer Sturm der Entrüstung wegen angeblichen "Kroatenhasses" der Ex-Anklägerin ausgebrochen.

"Die Serben sind Hurensöhne, die Kroaten sind niederträchtige Hurensöhne", schreibt Del Ponte nach Angaben der Laibacher Tageszeitung "Delo" in ihrem Buch. Das Zitat - es soll von einem nicht genannten kanadischen Tribunalsankläger stammen - wird in Zagreb als Beleg dafür gewertet, dass das UNO-Tribunal in seiner Tätigkeit voreingenommen sei. Del Ponte sei "voll des Hasses gegenüber den Kroaten", wird der Fraktionschef der regierenden Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ), Andrija Hebrang, von "Delo" zitiert.

"Ungeheuerliche Aussagen"

Auch die frühere sozialdemokratische kroatische Justizministerin Ingrid Anticevic-Marinovic verurteilte die "ungeheuerlichen Aussagen" Del Pontes. "Es ist schrecklich, dass jemand, der ein solches Amt innehatte, diese Worte verwendet und sie dann auch noch in einem Buch veröffentlicht", sagte Anticevic-Marinovic. Ihre Nachfolgerin als Justizministerin, Vesna Skare-Ozbolt, attestierte der Chefanklägerin "extreme Unprofessionalität" und betonte, dass sie keine Beweise gegen den früheren kroatischen General Ante Gotovina gehabt habe. Die EU hatte die Auslieferung Gotovinas zur Bedingung für den Beginn von Beitrittsverhandlungen mit Kroatien gemacht.

Im Zusammenhang mit Gotovina, der von vielen Kroaten immer noch als Kriegsheld verehrt wird, gleitet die Kritik an Del Ponte auch unter die Gürtellinie ab. Einige kroatische Politiker äußern nämlich die Vermutung, dass es die Schweizer Juristin auch in emotionaler Hinsicht auf den Ex-General abgesehen habe. Er sei für sie "die Gestalt eines Mannes gewesen, den sie selbst nie bekommen hat", sagte etwa der sozialdemokratische Abgeordnete Ante Kotromanovic.

Einem Bericht der kroatischen Nachrichtenagentur Hina zufolge berichtet Del Ponte, dass kosovarische Albaner-Rebellen sogar mit Organen getöteter Serben gehandelt hätten. Der Sprecher der Nachfolgeorganisation der Rebellen, des Kosovo-Schutzkorps, wies diese Angaben als "absurd" zurück. "Daran ist überhaupt nichts wahr", sagte Shemsi Syla. Ahmet Isufi von der "Allianz für die Zukunft des Kosovo" (AAK) des erst am Donnerstag vom Haager Tribunal freigesprochenen früheren kosovarischen Premiers Ramush Haradinaj bezeichnete Del Pontes Vorwürfe als "politisch motiviert".

Serbien: Gelassene Reaktionen

In Serbien, wo die Tessinerin ebenfalls zu den meistgehassten ausländischen Persönlichkeiten zählt, nimmt man den "Hurensohn"-Aussage offenbar gelassener. Der Leiter der Belgrader Behörde für Zusammenarbeit mit dem UNO-Tribunal, Rasim Ljajic, bemängelte in einem Protestschreiben an die UNO lediglich, dass man es Del Ponte schon zwei Monate nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt erlaubt habe, detailliert über ihre achtjährige Tätigkeit zu schreiben.

Dies erschwere die Fahndung nach den vier noch flüchtigen Haager Angeklagten, sagte Ljajic. Der frühere jugoslawische Außenminister Goran Svilanovic begrüßte dagegen, dass Del Ponte in ihrem Buch auch über Kriegsverbrechen von Kosovo-Albanern an Serbien geschrieben habe. (APA)

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