Manchester City schrieb mit dem 0:1 in Dortmund als schlechtester Klub Geschichte. Trainer Roberto Mancini ist „nicht enttäuscht“. BVB verbucht Rekordeinnahmen.
Dortmund/Fin. Englands Fußballmeister Manchester City machte sich zum Gespött im europäischen Klubfußball. Mit der 0:1-Niederlage gegen Dortmunds B-Team schied der Klub nicht nur aus der Champions League aus, sondern verpasste sogar noch die „Last-Exit-Strategie“ in Form der Europa League. Mit nur drei Punkten auf dem Konto schrieben die „Citizens“ zudem Fußballgeschichte mit der schlechtesten Bilanz eines englischen Klubs in der Historie der Königsklasse.
Wider Erwarten schien aber City-Trainer Roberto Mancini gar nicht unglücklich darüber zu sein, dass die Europacup-Saison vorbei ist. Nicht in der Europa League weiterzuspielen, sagt der in Manchester höchst umstrittene Coach, „kann uns helfen, die Premier League zu gewinnen“. Die Mehrfachbelastung sei nun weggefallen, erklärte der 48-Jährige nüchtern. „Ich wäre natürlich enttäuscht, wenn wir es nicht zu 100 Prozent versucht hätten. Das haben wir aber, und man kann solche Spiele auch verlieren.“
Sogar schlechter als Blackburn
Englands Medien empfanden Citys Auftritt als „Desaster“; so titelte „The Sun“. „Daily Express“ stempelte den Meister zu „Trotteln Europas“. Der „Guardian“ formulierte es weitaus besonnener: „Die Schlechtesten aller Zeiten“. Naturgemäß überschlugen sich alle auch mit Spekulationen: Josep Guardiola oder José Mourinho würden das Training übernehmen, im Winter soll Wesley Sneijder aus Mailand kommen, Mario Balotelli und Edin Džeko stünden vor einem Wechsel, etc.
Am Sonntag warte das Derby gegen United, das stehe nun im Vordergrund. Fragen, wonach seine Ablöse nur noch Formsache sei, oder er Angst um seinen Job habe, überhörte Mancini. „Die Champions League kann seltsam sein. Im letzten Jahr sind die Dortmunder als Gruppenletzter ausgeschieden und in dieser Saison können sie den Bewerb gewinnen.“
Während die Klubführung nun eine Reaktion von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan erwartet, sorgte Citys Blamage in Blackburn für große Erleichterung: Bis zum Abpfiff in Dortmund hatte der Premier-League-Champion von 1995 den Makel getragen, als „englische Inkompetenz“ im europäischen Wettbewerb zu gelten. In der Saison 1995/1996 waren die Rovers, mittlerweile nur noch ein Zweitligaklub, mit vier Punkten gescheitert...
Bei Dortmund und Schalke sorgen die Einnahmen aus der Champions League für ein wohliges vorweihnachtliches Gefühl bei den Klubkassierern. Der Einzug in das Achtelfinale hilft beiden Teams beim Abbau der Schulden.
Zum Startgeld von jeweils 8,6Millionen Euro addieren sich Punktprämien. Schalke kassiert für jeweils drei Siege und Unentschieden 4,5 Millionen Euro, Dortmund nimmt fünf Millionen Euro in Empfang. Der Einzug in die Runde der besten 16 Teams ist der Europäischen Fußball-Union (Uefa) weitere 3,5 Millionen Euro wert. Dazu kommen noch die Gelder aus dem Marktpool, aus dem deutschen Anteil stehen dem BVB als Meister 45 Prozent zu, den Bayern 35 und Schalke 20 Prozent. Dortmund kann hier also mit mehr als zehn Millionen Euro rechnen. Für den Scheich nicht mehr als ein Taschengeld.
Ergebnisse
Gruppe A: Dinamo Zagreb – Dynamo Kiew 1:1 (0:1), Paris St. Germain – FC Porto 2:1 (1:1).
Tabelle: Paris SG (15)*, Porto (13)*, Kiew (5)+
Gruppe B: Montpellier – Schalke 1:1 (0:0), Olympiakos Piräus – Arsenal 2:1 (0:1).
Tabelle: Schalke (12)*, Arsenal (10)*, Piräus (9)+
Gruppe C: Málaga – Anderlecht 2:2 (1:0), AC Milan – St. Petersburg 0:1 (0:1).
Tabelle: Málaga (12)*, Milan (8)*, St. Petersburg (7)+
Gruppe D: Dortmund – Manchester City 1:0 (0:0), Real Madrid – Ajax Amsterdam 4:1 (2:0).
Tabelle: Dortmund (14)*, Real (11)*, Ajax (4)+
* Achtelfinale
+ Europa-League (Sechzehntel-Finale)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2012)