Hitler-Aphrodite in Linz: Entfernen "gesetzeswidrig"

HitlerAphrodite Linz Entfernen gesetzeswidrig
HitlerAphrodite Linz Entfernen gesetzeswidrig(c) APA (STADT LINZ/WAGNER)
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Die Linzer ÖVP will die Statue wieder aufstellen lassen. Sollte dies nicht geschehen, droht die Partei mit Klage. Die Statue war im Sommer 2008 entfernt worden, weil sie ein Geschenk Hitlers war.

Eine Aphrodite-Statue, die im Sommer 2008 aus einem Linzer Park entfernt worden ist, nachdem sie sich als Geschenk Adolf Hitlers entpuppt hatte, sorgt weiterhin für Wirbel. Die ÖVP will, dass die Statue anlässlich des Frühlingsbeginns wieder aufgestellt wird und droht andernfalls mit einer Klage. Der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch (SPÖ) ließ mitteilen, er werde zu dem ÖVP-Vorstoß keinen Kommentar abgeben.

Die Statue stand seit 1942 in einem Säulenpavillon im Bauernbergpark. Vor rund eineinhalb Jahren fanden Studenten der Kunstuniversität heraus, dass die Bronzefigur ein Geschenk Adolf Hitlers an seine "Patenstadt" war. Es handelt sich um einen Zweitabguss, das Original des mecklenburgischen Bildhauers und NSDAP-Mitgliedes Wilhelm Wandschneider stand in der Berliner Reichskanzlei. Daraufhin ließ die Stadt die Aphrodite entfernen, sie lagerte seither gut verpackt im Keller des Stadtmuseums Nordico.

"Gesetzeswidriger, scheinheiliger Akt"

Nun will die ÖVP die Statue wieder aufstellen. Der Abbau der Figur stelle einen eindeutigen Verstoß gegen das Denkmalschutzgesetz dar, so Gemeinderat Franz Hofer. Er will notfalls durch eine Klage eine Entscheidung herbeiführen. Die Entfernung der Aphrodite-Statue sei ein "gesetzwidriger, populistischer, scheinheiliger Akt des Linzer SPÖ-Vorsitzenden (Dobusch, Anm.)", findet der Mandatar.

"Geschichte kann man nicht abmontieren, Geschichte muss man aufarbeiten und den Menschen erklären", argumentiert Hofer. "Jeder in Linz kennt die Geschichte der heutigen Voest. Doch wer würde diese Anlagen abreißen?", fragt er sich. Er verlangt, die Aphrodite-Figur wieder aufzustellen und das Rondell mit einer entsprechenden Erklärungs-Tafel zu versehen.

Kein Kommentar von Bürgermeister Dobusch

Bürgermeister Dobusch meinte, es sei in der Sache schon genug gesagt worden. Er müsse nicht zu jeder Aussage eines Gemeinderates Stellung beziehen. Direkte Kritik kam hingegen vom Sprecher des "Oberösterreichischen Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus" Robert Eiter.

Er sprach von einer "seltsamen Begeisterung für ein Hitler-Geschenk". Eigentlich hätte man erwartet, dass sich Vertreter einer christdemokratischen Partei bei anderen Gelegenheiten zu Wort melden: Etwa als am letzten 1. Mai Neonazis durch die Linzer Innenstadt marschieren wollten, oder als eine Linzer Ärztin afrikanischer Abstammung rassistisch angepöbelt und beschimpft wurde, oder als eine Linzer Kirche mit Hakenkreuzen beschmiert wurde, zählte er auf. Leider habe es zu allen diesen Vorfällen keine Stellungnahme der ÖVP gegeben. Eiter verlangte, ÖVP-Stadtparteiobmann und Vizebürgermeister Erich Watzl sollte sich mit seinen Leuten einmal ernsthaft überlegen, ob das Engagement für eine künstlerisch belanglose, aber politisch höchst fragwürdige Statue wirklich die richtige Schwerpunktsetzung sei: "Denn auf billigen Rechtspopulismus hat schon eine andere Partei das Monopol".

(APA)

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