Gesundheit: Selbstständige gehen öfter zur Vorsorge

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Das Präventionsprogramm der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) „Selbständig Gesund“ trägt erste Früchte. Im Jahr 2012 stieg die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen um 39,4 Prozent.

Wien/ES. Seit einem Jahr läuft das Pilotprojekt der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA), das mehr Selbstständige zur Gesundheitsprävention animieren soll. Selbstständige gelten, nicht zuletzt wegen des Selbstbehaltes von 20 Prozent, den sie bei jedem Arztbesuch berappen müssen, als Arztmuffel.

Wer nun im Rahmen eines Gesundheitschecks mit seinem Hausarzt individuelle Gesundheitsziele festlegt und es auch schafft, diese innerhalb von sechs Monaten zu erreichen, zahlt je nach Alter bis zur nächsten Gesundenuntersuchung zwei bis drei Jahre lang nur die Hälfte des Selbstbehaltes, also zehn statt 20 Prozent. Dafür muss bei der SVA aber eigens ein Antrag gestellt werden. SVA und Wirtschaftskammer zeigen sich mit den Ergebnissen des Pilotjahres 2012 zufrieden. Die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen konnte im Vergleich zu 2011 um 39,4 Prozent gesteigert werden. 61.529 der insgesamt 550.000 Versicherten  gingen zu einer Vorsorgeuntersuchung, 35.500 davon im ersten Halbjahr. Davon haben wiederum 45,2 Prozent, also rund 16.000, ihre Gesundheitsziele erreicht. Von den fünf gesundheitlichen Schwerpunkten wurden die größten Erfolge bei Blutdrucksenkung und Gewichtsreduktion erzielt.

Auch Gesunde werden belohnt

Weniger zielstrebig sind die Versicherten bei der Einschränkung ihres Tabak- und Alkoholkonsums und beim Einlösen des Vorsatzes, sich mehr zu bewegen. Auch Gesunde, bei denen alle Werte in Ordnung sind, können, wenn sie den Gesundheitsscheck machen, durch die Erhaltung des Status quo ihren Selbstbehalt halbieren. Die durchschnittliche Ersparnis jedes Versicherten soll im Schnitt 60 Euro jährlich betragen. Die SVA kostete das Präventionsprogramm im zweiten Halbjahr 2012 2,5 Mio. Euro. Für 2013 werden Kosten von fünf Mio. Euro erwartet. Langfristig hofft man mit gesünderen Versicherten die Kosten zu senken.

Keine Zeit für Prävention

Für Volker Plass, Bundessprecher der Grünen Wirtschaft, greifen die Maßnahmen der SVA zu kurz. Er fordert eine totale Abschaffung des Selbstbehaltes für Selbstständige. Dieser sei „ungerecht und gesundheitspolitisch kontraproduktiv“. Fritz Strobl vom Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband beanstandet, dass besonders Ein-Personen-Unternehmer (EPU) weder das Geld noch die Zeit hätten, ein derartiges Präventionsprogramm zu durchlaufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2013)

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