Tiraden bringen Ronald Pofalla in Bedrängnis

(c) AP (Fritz Reiss)
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Der Kanzleramtsminister musste sich für derbe Attacken gegen CDU-Abweichler Bosbach entschuldigen. Sein Auszucker tue ihm „außerordentlich leid“, teilte Pofalla gestern mit.

Berlin/Ag./La. Die Affäre rund um den Streit zwischen Ronald Pofalla und Wolfgang Bosbach wächst sich zu einem Problem für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel aus. Pofalla, der als Kanzleramtsminister die Zusammenarbeit zwischen den Ministerien koordiniert, hat vergangene Woche seinen CDU-Parteikollegen Bosbach wüst beschimpft. „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen. Du machst mit deiner Scheiße alle Leute verrückt“, soll Pofalla dem Bundestagsabgeordneten an den Kopf geworfen haben.

Der Vorfall ereignete sich wenige Tage vor der Abstimmung über den Euro-Rettungsschirm EFSF im Bundestag. Und genau dieses Votum dürfte auch der Grund für die Schimpftirade des Kanzleramtsministers gewesen sein. Bosbach hat sich nämlich zuvor an die Medien gewandt und angekündigt, aus Gewissensgründen gegen EFSF – und damit auch gegen seine Kanzlerin – zu stimmen. Für Angela Merkel war die Abstimmung über das Euro-Hilfspaket eine Feuerprobe: Hätte sie am vergangenen Donnerstag im Bundestag die Kanzlermehrheit von 311 Mandaten verloren, wäre ihre Autorität beschädigt. Im Endeffekt stimmten 315 Koalitionsabgeordnete für den Gesetzesentwurf – ein knapper Sieg für Merkel und ihren Koordinator Pofalla.

„Ich ärgere mich sehr“

Der Kanzleramtsminister dürfte sich mittlerweile beruhigt haben. Sein Auszucker tue ihm „außerordentlich leid“, teilte Pofalla gestern über die „Bild“-Zeitung mit. „Ich ärgere mich selbst sehr über das, was vorgefallen ist.“ Er und Bosbach hätten bereits eine Aussprache gehabt und die Wogen geglättet.

Der Opposition geht die Entschuldigung naturgemäß nicht weit genug. Die SPD forderte Pofalla zum Rücktritt auf – er sei seinem Amt nicht gewachsen. Kritik kam auch aus der Schwesterpartei CSU: Pofalla hätte sich „unangemessen“ verhalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2011)

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