Staatsoper: Der Tod und die Folklore

Agnes Baltsa
Agnes Baltsa(c) APA (Wiener Staatsoper/Axel Zeininger)
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Janaceks „Jenufa“ in Starbesetzung: Vor allem Agnes Baltsa überzeugte stimmlich und darstellerisch.

Mit Starbesetzung konnte die Wiener Staatsoper am Donnerstag bei der Wiederaufnahme von Janaceks Grusel-Oper „Jenufa“ punkten: Ricarda Merbeth sang die Titelrolle, Agnes Baltsa die Küsterin, Janina Baechle die alte Buryja. Die Damen hielten, was sie versprachen. Baltsa wurde mit ihrer prägnanten, sicher geführten Stimme und der beeindruckenden Bühnenpräsenz zum Mittelpunkt des Abends. Spielerisch meisterte sie alle Höhen. Auch Merbeth mimte die leidende Jenufa überzeugend, konnte der Rolle jedoch kein eigenes Kolorit verpassen. Mit Professionalität setzte sie sich gegen das zuweilen nicht so stimmig agierende Orchester durch – ihre Traumrolle wird die Jenufa aber wohl nicht werden, dafür ist sie zu tief angesiedelt. Hier war Angela Denoke die passendere Besetzung. Baechle wiederum begeisterte mit sicher geführter und schön timbrierter Stimme.

Tempo ist nicht die Lösung

Durchwachsener ist die Leistung bei den Herren: Jorma Silvasti gab den gewissensgeplagten und liebestollen Laca mit Souveränität, aber ohne besonders aufzufallen. Blass blieb leider auch Marian Talaba bei seinem Staatsopernrollendebüt als Stewa. Dirigent Graeme Jenkins wirkte anfangs etwas konzeptlos – fehlende Dramatik zeichnete den ersten Akt aus. Hohes Tempo hilft da auch nicht immer – im zweiten und dritten Akt fand er aber zu besserer Form und lieferte schließlich ein spannungsgeladenes Finale. Die Inszenierung von David Pountney und Bühnenbildner Robert Israel für die Premiere im Jahr 2002 hat nichts an ihrer Eindringlichkeit eingebüßt: Farben und Folklore wechseln sich ab mit erschreckender Strenge und bedrückender Leere. Ohne dass je ein Zweifel daran besteht, welches Stück gerade gespielt wird: Israel hat einen gigantischen Holzbau errichtet, in dem einmal das riesige Werk einer Mühle, dann ein aus Mehlsäcken geschichteter Wohnraum, dann wieder eine riesige Hochzeitstafel in karger Scheune klar und realistisch das Umfeld der Handlung sichtbar machen. tom

Weitere Vorstellungen: 29. März, 1. und 4. April, www.staatsoper.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2009)

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