Australian Open: Mit der Fitness eines Routiniers

(c) EPA (Dennis Sabangan)
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Jürgen Melzer setzte einer eineinhalbjährigen Durststrecke bei Grand Slams ein Ende und erreichte die dritte Runde. Tamira Paszek scheiterte kläglich.

Melbourne/Wien. Der Sprung in das bitterkalte Eisbad bekam Jürgen Melzer gut. 3:48 Stunden hatte sich Österreichs bester Tennisspieler unter der brütenden Sonne Australiens auf dem Nebencourt Nummer 19 abgemüht. Der Spanier Roberto Bautista-Agut hatte Melzer im Zweitrundenduell beim 6:7 (4), 6:3, 6:7 (3), 6:3, 6:2 an die Schmerzgrenze getrieben. „Das war eine Schlacht“, twitterte der 31-Jährige, der in Melbourne sein 45. Grand-Slam-Turnier bestreitet.

Melzer hielt sich gegen die Nummer 56 der Weltrangliste lange Zeit auf der Verliererstraße auf, hatte es gegen den sieben Jahre jüngeren Iberer seiner guten physischen Verfassung zu verdanken, die dritte Runde zu erreichen. Die mehrwöchige Saisonvorbereitung in Deutschland unter der strengen Beobachtung von Trainer Alexander Waske und Physio Christian Rauscher trug in der Hitze erste, offensichtliche Früchte.

„Ich habe auf dem Platz die Arbeit gesehen, die ich im Winter reingesteckt habe“, bemerkte der Routinier, der erstmals seit dem Turnier in Wimbledon 2011 die dritte Runde eines Major-Events erreichte. Dem Sieg des Deutsch-Wagramers war keine spielerische Glanzleistung vorausgegangen, jedoch auch keine Achterbahnfahrt, von denen er in den vergangenen eineinhalb Jahren viele durchleben musste. „Am Ende ist nur wichtig, dass ich gewonnen habe.“

Große Herausforderung

In der Runde der letzten 32 betritt Melzer erstmals in dieser Woche den Court nicht als Favorit. Tomas Berdych, 27, ist die Nummer sechs der Weltrangliste und seit Jahren eine Konstante in den Top zehn. Der Tscheche hinterließ bislang einen starken Eindruck, gab noch keinen Satz ab. Daviscup-Kapitän Clemens Trimmel, aufmerksamer Zaungast in Melbourne: „Gegen Berdych hat Melzer absolut nichts zu verlieren. Er kann locker in dieses Spiel gehen.“ Völlig chancenlos dürfte Melzer nicht sein. Vor dem fünften Aufeinandertreffen mit Berdych hält er bei zwei Siegen.

Während Melzer erfolgreich seine „Schlacht“ gewann, erfuhr Tamira Paszek zur gleichen Zeit vor den Augen tausender Zuschauer auf Court 3 eine bittere Lehrstunde. Die Vorarlbergerin war beim 2:6, 1:6 gegen die weitestgehend unbekannte US-Amerikanerin Madison Keys völlig chancenlos. „Das war ein Match zum Vergessen“, sagte Paszek, die den knallharten Schlägen der 17–Jährigen nichts entgegenzusetzen hatte. Die Nummer 105 der Weltrangliste wies der Nummer 30 in nur 56 Minuten in aller Deutlichkeit ihre Grenzen auf. „Sie hat sehr gut gespielt, immer zwischen 180 und 190 km/h serviert“, staunte die 22-jährige Dornbirnerin, die selbst Top-20-Ambitionen verfolgt. Neben Paszek schieden im Doppel Oliver Marach (mit dem Argentinier Zeballos) und Julian Knowle (mit dem Slowaken Polasek) aus.

Eine Dame ohne Makel

Die meisten Schlagzeilen des dritten Turniertages gehörten Maria Scharapowa. Die Vorjahresfinalistin vollbrachte das Kunststück, wie schon zum Auftakt, auch in ihrem zweiten Spiel kein einziges Game abzugeben. Das letzte Mal war dies der Australierin Wendy Turnbull 1985, ebenfalls in Melbourne, gelungen. Von Zahlenspielen hält die modelnde Russin nichts.

„Ich möchte nicht durch solche Ergebnisse bekannt sein. Ich möchte bekannt sein, weil ich Grand-Slam-Titel gewinne.“ Der nächste Schritt dorthin ist ein großer, es wartet die US-Amerikanerin Venus Williams. Ein 6:0, 6:0 darf vorweg ausgeschlossen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2013)

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