Reduktion von HIV bei Erwachsenen stagniert

Symbolbild Aids-Forschung. Die Medizin ist in den letzten Jahren weiter gekommen, die Aids-Prävention stockt hingegen.
Symbolbild Aids-Forschung. Die Medizin ist in den letzten Jahren weiter gekommen, die Aids-Prävention stockt hingegen.APA/AFP/STR
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UNAIDS schlägt Alarm. Sollte es zu einem Wiederanstieg der HIV-Neuinfektionen kommen, würde die HIV-Epidemie außer Kontrolle geraten.

Der Rückgang der HIV-Neuinfektionen gerät ins Stocken. Die Organistaion UNAIDS schlägt unmittelbar vor der Welt-Aids-Konferenz (18. bis 22. Juli) in Durban Alarm. Während die Zahl der HIV-Neuinfektionen ab 1997 um 40 Prozent reduziert werden konnte, ist ihre Zahl in den vergangenen fünf Jahren gleich geblieben, warnte am Dienstag UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibe bei einer Pressekonferenz in Genf. Teilweise steigen die HIV-Neuinfektionen bei Erwachsenen.

"Die Kraft der Präventionsmaßnahmen kommt nicht zur Geltung. Wenn es jetzt zu einem Wiederanstieg der HIV-Neuinfektionen kommt, gerät die HIV-Epidemie außer Kontrolle. Die Welt muss dringend Maßnahmen setzen, um diese Mängel zu beheben", sagte Sidibe. In Genf wurde dazu der "Prevention Gap Report" von UNAIDS präsentiert, der aufzeigen soll, wie man mit mehr und besseren Vorbeuge- und Therapiemaßnahmen HIV/Aids bis 2030 endgültig in den Griff bekommen könnte und welche Defizite den Erfolg gefährden.

Es muss noch viel passieren bis 2020

Die Ziele im Kampf gegen HIV/Aids sind ambitioniert. Um die Pandemie der Immunschwächekrankheit bis 2030 zu beenden müsste bis 2020 die Zahl der HIV-Neuinfektionen weltweit pro Jahr auf weniger als 500.000 reduziert werden. Unter diese Zahl müsste man auch bei den Aids-Toten kommen. 2015 gab es 1,1 Millionen Todesopfer. Schließlich müsste bis 2020 auch jede Stigmatisierung und Diskriminierung Betroffener einfach abgeschafft sein.

Doch derzeit befindet sich die Welt "nur" im Bereich der Kinder auf einem Erfolg versprechenden Weg. So gelang es, die Zahl der HIV-Neuinfektionen in dieser Altersgruppe seit 2001 um 70 Prozent zu senken. "Der Rückgang bei den HIV-Neuinfektionen stagniert aber bei den Erwachsenen", warnte UNAIDS am Dienstag. So stecken sich weiterhin pro Jahr weltweit rund 1,9 Millionen mit HIV/Aids an.

Hier gibt es mehr HIV-Neuinfektionen

In Osteuropa und in Zentralasien ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen zwischen 2010 und 2015 um 57 Prozent gestiegen. Nach einem ständigen Rückgang war im gleichen Zeitraum in der Karibik eine Erhöhung der Ansteckungen unter Erwachsenen um neun Prozent sowie im Nahen Osten und Nordafrika um vier Prozent zu registrieren. In Lateinamerika erhöhte sich die Zahl der Neuinfektionen um zwei Prozent. In Zentraleuropa, Nordamerika, West- und Zentralafrika gab es einen marginalen Rückgang im Zeitraum seit 2010. In Ost- und im südlichen Afrika betrug die Reduktion vier Prozent, in Asien und im pazifischen Raum drei Prozent.

Doch Aids lässt sich nicht ohne gesellschaftliche, politische und ökonomische Veränderungen besiegen. So wurden 2014 weltweit 35 Prozent aller HIV-Infektionen unter Männern, welche Sex mit Männern haben, Sexarbeitern, Transsexuellen, intravenös Drogensüchtigen und Gefängnisinsassen registriert. Männer, die mit Männern sexuelle Kontakte pflegen, haben ein 24-fach erhöhtes Infektionsrisiko. Strafgefangene sind fünf Mal häufiger als andere Erwachsene von HIV/Aids betroffen. Das zeigt, dass in vielen Weltregionen sozial und gesellschaftlich Benachteiligte ein besonderes Risiko aufweisen.

Wissen über das Virus mangelhaft

"Weltweit besitzen nur drei von zehn heranwachsenden Mädchen und Frauen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren ausreichend Kenntnis über HIV/Aids", stellte UNAIDS in dem neuen Bericht über die Mängel bei der Bekämpfung der Immunschwächekrankheit fest. Gleichzeitig gibt es in den am meisten von der Immunschwächekrankheit betroffenen Staaten viel zu wenige Programme und Finanzen, um Safer Sex mit der Verwendung von Kondomen zu gewährleisten.

2015 waren weltweit 36,7 Millionen Menschen mit dem Aids-Erreger HIV infiziert, die meisten von ihnen leben in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Insgesamt starben 1,1 Millionen Menschen an den Folgen von Aids, 2005 waren es noch zwei Millionen gewesen. In Österreich sind von HIV/Aids direkt rund 8.000 Menschen betroffen. Etwa 4.000 bekommen eine antiretrovirale Therapie. Pro Tag wird mehr als eine HIV-Neudiagnose gestellt.

(APA)

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