Jedes zweite Unternehmen Opfer von Wirtschaftskriminalität

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Die größte Bedrohung ist Cyberkriminalität, ergab eine neue Studie des Beratungsunternehmens PWC. Mehr als die Hälfte aller Betrugsfälle wird von Mitarbeitern des eigenen Unternehmens verübt - auch vom Top-Management.

Es war der größte Betrug in Indiens Wirtschaftsgeschichte: Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass zwei Mitarbeiter der Punjab National Bank (PNB) betrügerische Darlehen im Volumen von 1,77 Mrd. Dollar an Firmen gelenkt hatten, die zumeist vom milliardenschweren indischen Juwelier Nirav Modi kontrolliert werden. Die Vorgänge in Indien sind freilich kein Einzelfall: Die Wirtschaftskriminalität hat weltweit ein Rekordniveau erreicht - jedes zweite Unternehmen wurde in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Betrug, Unterschlagung und vor allem von Cyberattacken, geht aus einer Studie des Beratungsunternehmens PWC hervor.

Laut dem "Global Economic Crime and Fraud Survey", für den PWC 7200 Manager in 123 Ländern befragt hat, ist die Zahl der gemeldeten Betrugsfälle um 13 Prozent gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Unterschlagung (45 Prozent), Cyberkriminalität liegt aber bereits an zweiter Stelle mit 31 Prozent. Danach folgen Verbraucherbetrug (29 Prozent) und geschäftliches Fehlverhalten (28 Prozent). Die am meisten betroffenen Branchen sind Versicherungen, die Agrarindustrie, Kommunikationswe3sen, Finanzdienstleister, Immobilien sowie Handel und Konsumgüter.

"Gauner" in der Chefetage

Noch ein interessantes Ergebnis: Wer glaubt, der Feind kommt von außen, der täuscht  sich oft: 52 Prozent der Malversationen erfolgt durch eigene Mitarbeiter, was einen Anstieg um sechs Prozent bedeutet. Immer häufiger sitzen die "Gauner" in den Chefetagen: Die Fälle, die der Unternehmensleitung zugeschrieben werden, sind in den letzten zwei Jahren von 16 auf 24 Prozent hochgeschnellt.

Kristof Wabl, Senior Manager Forensics bei PwC Österreich sagt dazu: „Wir können einen Anstieg der gemeldeten Vorfälle nicht mit einem tatsächlichen Anstieg von Wirtschaftskriminalität gleichsetzen. Die Studie macht allerdings deutlich, dass das Bewusstsein in Unternehmen im Zusammenhang mit Wirtschaftskriminalität gestiegen ist. Dies gilt vor allem für Cyberkriminalität, wo Unternehmen wesentlich mehr über die Risiken und Möglichkeiten wissen sowie welche präventiven Maßnahmen ergriffen werden können.“

Die Befragung bestätigt dies: Von Cyberkriminalität gehe künftig die größte Gefahr aus, das Risiko sei doppelt so hoch wie bei anderen Arten von Wirtschaftskriminalität, sagen die Manager. Die Schäden werden schon jetzt mit bis zu 50 Mio. Dollar angegeben. Deshalb buttern die Unternehmen auch viel Geld in Schutzmaßnahmen: Die Hälfte der Befragten wollen die Ausgaben auf dem bisherigen Niveau halten, 44 Prozent planen eine Erhöhung.

Betrug als eigener Geschäftszweig

Das ist laut Wabl auch durchaus notwendig: "Die Betrüger gehen immer strategischer vor, ihre Methoden werden immer ausgefeilter. Man kann so weit gehen und behaupten, dass daraus mittlerweile ein eigener Geschäftszweig geworden ist – technologiegestützt, innovativ, opportunistisch und allgegenwärtig – so wie ein Konkurrent, von dem man gar nicht wusste, dass es ihn gibt.“

Dennoch gibt es vielen Unternehmen weiße Flecken: 46 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen noch keine Risikoeinschätzung im Bezug auf Wirtschaftskriminalität durchgeführt hat. Der Prozent derer, die ein Unternehmensethik- und Compliance-Programm haben, ist sogar von 82 auf 77 Prozent gesunken.   

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