Staatsanleihen sind heuer ein gutes Geschäft

(c) REUTERS (LUCAS JACKSON)
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Das erste Mal seit 2008 steuern alle wichtigen Staatsanleihenmärkte auf Jahresgewinne zu. Egal, ob in Japan, USA oder Deutschland, Investoren stürzen sich trotz Schuldenkrise und schwachen Wachstums auf die Papiere.

London/Singapur/Bloomberg. Anleger können von Staatsanleihen in diesem Jahr gar nicht genug bekommen. Ungeachtet der steigenden Staatsverschuldung stürzen sie sich auf die Papiere, in Japan genau so wie in den USA und in Deutschland. Erstmals seit dem Jahr 2008 steuern alle wichtigen Staatsanleihenmärkte auf positive Jahreserträge zu. Die Spanne reicht von 1,78 Prozent in Japan bis zu 47 Prozent in Portugal.

Nach Ansicht von Fachleuten können Investoren immer noch von der Entwicklung profitieren. „Der langfristige Bullenmarkt bei Staatsanleihen ist weltweit noch intakt“, sagt Howard Simons, Stratege bei Bianco Research in Chicago. Seit Jahresmitte 2007 kommen Staatsanleihen auf einen Ertrag von 31 Prozent einschließlich wiederinvestierter Zinsen. Zum Vergleich: Der MSCI All Country Word Index, der Aktien aus aller Welt abbildet, hat in diesem Zeitraum einschließlich Dividendenzahlungen 4,2 Prozent verloren. Der GSCI Index von Standard & Poor's, der 24 Rohstoffe abbildet, hat 21 Prozent nachgegeben.

Niedrigzinsen auch in Österreich

Seit Jahresbeginn 2012 sind Aktien zwar gut gelaufen, doch Investoren geben sich im Gegenzug zu höherer Sicherheit auch mit den niedrigen Zinsen von Staatsanleihen zufrieden. Österreichs Finanzierungskosten befinden sich aktuell auf einem Rekordtief, zehnjährige Anleihen der Republik gingen am Dienstag bei einer Auktion zu einem Zinssatz von 1,888 Prozent weg. Deutschland muss weniger als 1,5 Prozent zahlen.

Nach Einschätzung von Jamie Stuttard, dem Chefstrategen für internationale Bonds bei der Fondsgesellschaft Fidelity, sind auch die Zentralbanken für die Rallye verantwortlich. Deren Stützung der Anleihenmärkte sei ein größerer Grund für Investoren, Vertrauen zu schöpfen, als die niedrigere Schuldenaufnahme von Regierungen.

Am 4. Oktober hat Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank, angekündigt, notfalls Anleihen kriselnder Eurostaaten aufzukaufen. „Die einzigen Gründe für den Kursanstieg bei diesen Bonds sind externe Faktoren wie die Zentralbanken und das proaktive Handeln von Draghi“, so Stuttard. „Sonst hätte es im dritten Quartal eine Krise bei spanischen Anleihen gegeben.“

Die Entspannung in Spanien trug dazu bei, dass die Anleihen des Landes heuer 3,4 Prozent abgeworfen haben. Italienische Papiere brachten 17,1 Prozent, irische 28 Prozent. Ungarische Anleihen warfen 18 Prozent ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2012)

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