Franziskus sieht Reichtum als „Spiel mit dem Feuer“. Er würde das Gute im Menschen schädigen und führe zu Korruption.
Vatikanstadt. Papst Franziskus sieht in der Anhäufung von Reichtümern die Ursache für Kriege und den Verlust von Würde. Der tägliche Kampf bestehe darin, die Reichtümer, die Besitztümer auf der Erde so zu verwalten, dass sie dem Gemeinwohl nützen, sagte Franziskus bei der Morgenmesse am Freitag.
Reichtümer seien keine Statuen, die einfach nur still herumstehen und keinen Einfluss auf Menschen haben, betonte der argentinische Jesuit. Vielmehr hätten sie die Neigung zu wachsen, sich zu bewegen, Menschen zu beeinflussen. Sie nehmen Platz im Herzen der Menschen. Und dieser Platz im Herzen schädige das Gute im Menschen, seinen Sinn für das Gemeinwohl, und führe zur Korruption.
„Es ist kompliziert, wie das Spiel mit dem Feuer. Viele beruhigen ihr Gewissen mit Spenden und geben das, was ihnen überbleibt. Die Aufgabe, Reichtümer zu verwalten, sollte hingegen ein Ablegen der eigenen Interessen sein. Man sollte nicht denken, dass Reichtümer die Rettung seien. Sparen, das ist okay. Schätze, das ist auch okay. Aber die wirklich wertvollen Schätze kann man sozusagen nur in der Geldbörse des Himmels anhäufen.“
Der Papst hatte in seiner am Donnerstag veröffentlichten Enzyklika „Laudato si'“ die Rettung der Banken „um jeden Preis“ kritisiert. Dafür habe die Bevölkerung in den Jahren der Krise einen hohen Preis gezahlt. „Die Rettung der Banken um jeden Preis, indem man die Kosten dafür der Bevölkerung aufbürdet, ohne den festen Entschluss, das gesamte System zu überprüfen und zu reformieren, unterstützt eine absolute Herrschaft der Finanzen, die keine Zukunft besitzt und nach einer langwierigen, kostspieligen und scheinbaren Heilung nur neue Krisen hervorrufen kann“, schrieb Franziskus in seiner ersten Enzyklika.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2015)