Juan Carlos: Steuergeld für Freundin?

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Enthüllungen bringen den spanischen König in Bedrängnis. Er soll eine deutsche „Gefährtin“ mit einem Luxusdomizil nahe dem Palast und allerhand anderen Annehmlichkeiten versorgt haben.

Wenn ein verheirateter König eine Geliebte hat, ist das seine Privatsache. Das gilt auch für Spaniens Monarchen Juan Carlos. Doch wenn diese „amiga“ möglicherweise mit Steuergeld ausgehalten wurde, wird das Thema zur Staatsaffäre.

Deshalb muss sich Juan Carlos (75) derzeit peinliche Fragen gefallen lassen. Etwa: Stimmt es, dass seine langjährige enge deutsche Vertraute, die Geschäftsfrau Corinna Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein, in einer staatseigenen Luxusvilla in Palastnähe lebte, Leibwächter hatte und auf Steuerzahlerkosten herumkutschiert wurde? Und sogar vom König mit geheimen Geschäften betraut wurde?

Geheimdienst will nichts wissen

Die Sache ist so heiß, dass sogar der Geheimdienstchef dem Parlament Auskunft über die Vorgänge geben musste. Schließlich ist Spaniens Geheimdienst CNI auch dafür zuständig, die Stabilität der Monarchie zu sichern. Doch der Wille zur Aufklärung scheint gering: CNI-Chef Felix Sanz Roldan durfte nur hinter verschlossenen Türen aussagen. Was er erzählte, war wohl nicht erhellend und lautete im Kern: Man wisse auch nichts Näheres über die königliche Beziehung zu der Blondine, die in Spanien wegen ihres wohlklingenden Nachnamens „Prinzessin Corinna“ genannt wird. Wegen der Nachrichtenblockade in der Causa müssen sich die Untertanen also mit den pikanten Informationen begnügen, die spanische Medien ausgruben. Etwa, dass die 49-Jährige mehrere Jahre in einer großzügigen Villa mit Garten namens „La Angorrilla“ am Rande des Palastes in Madrid gelebt haben soll. Ein luxuriöses Einfamilienhaus im Staatsbesitz, das für Sayn-Wittgenstein mit Steuergeld renoviert, mit Pool und Sichtschutzmauer ausgestattet worden sein soll. Von der Villa habe es einen direkten Zugang zum Palastgelände gegeben.

Ein Sprecher der Polizeigewerkschaft erzählte, dass der hübsche Dauergast in La Angorrilla von staatlichen Bodyguards bewacht worden sei, die ihr Schutzobjekt mit dem Code „Ingrid“ bezeichnet hätten. „Ingrid“ habe sich für ihren Transport stets Luxusautos ausbedungen und sei ob ihrer „arroganten“ Art wenig beliebt gewesen bei ihren Aufpassern, will das Online-Magazin „El Confidencial“ wissen.

Prahlerei mit „Staatsmissionen“

Sayn-Wittgenstein, die schon vor einem Jahr als königliche Jagdgefährtin Schlagzeilen machte, hat mit Interviews dafür gesorgt, dass ihre Beziehung zum Politikum wurde: Sie habe sich mit „vertraulichen Missionen“ für König und Staat ums „Wohl des Landes“ verdient gemacht. Die Regierung gab sich unwissend, doch hörte man, dass „Prinzessin Corinna“ vor allem in der arabischen Welt die „royale Sonderbeauftragte“ geben durfte; angeblich, um Aufträge für die Wirtschaft zu ergattern, wofür sie Erfolgshonorar kassiert habe.

Unbekannt bleibt, was Königin Sofia (74) über die lange „herzliche Freundschaft“ denkt, die Corinna nach eigenen Worten zu Juan Carlos unterhielt, der sich gerade von einer Bandscheiben-OP erholt. Königshaus-Experte Andrew Morton beschreibt in seinem Enthüllungsbuch „Ladies of Spain“ die Stimmungslage Sofias so: „Sie hält durch, lächelt in der Öffentlichkeit, vergießt aber auch viele Tränen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2013)

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