Mussorgksy: Für Kinder und Kenner

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Mussorgskys „Kinderstube“ für einen guten Zweck.

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Der erste Teil des Titels – „für Kinder“ – ist in diesem Fall doppelsinnig zu verstehen. Zum einen haben die Künstler dieser Novität beschlossen, den Reinerlös der Single-CD der Kinderkrebsforschung zu widmen. Was an Geld eingespielt wird, kommt dem St.-Anna-Spital in Wien und dessen Forschungstätigkeit zugute. Gleich 1000 Wiener Schulkinder haben sich aus diesem Anlass bereitgefunden, an der Gestaltung der CD mitzuwirken. Sie haben höchst unterschiedliche Coverbilder gezeichnet und gemalt. Die kleinen Kunstwerke fanden auch Verwendung, und zwar auf sehr spezielle Weise: Jedes kam nur ein Mal zur Verwendung. Damit stellt auch jede der CDs ein Unikat dar. Wir bilden hier die neutrale Seite des Covers ab, das bei allen Exemplaren gleich ist.

Sammlertauschbörse. Vielleicht trifft man sich bald, damit die jeweils gesuchten Bilder in die richtigen Hände kommen. Das wäre ein aparter Nebeneffekt dieses Benefizprojekts, das eine bemerkenswerte künstlerische Seite hat. Jedenfalls enthält die CD-Single eine exzeptionelle Aufnahme des originellen Liederzyklus „Kinderstube“ von Modest Mussorgsky, in dem der (von ihm selbst gedichtete) Text und die Musik nicht die notorischen Klischees bemühen, sondern die vielschichtigen Fantasien, die geträumten und die wirklichen Abenteuer (und Ängste) der Steckenpferdritter und Prinzessinnen auf dem Söller zum Klingen bringen (und kommentieren).

„Kindliches“ Gesamtkunstwerk. Mussorgsky gibt damit eines der vielen Beispiele seiner einzigartigen Stellung in der Musikgeschichte, denn er vermeidet jeden Anklang an Dagewesenes, erfindet Formen und Gestalten völlig unabhängig und neu. Bekanntes ist lediglich in Anklängen und Echos zu finden. Elisabeth Kulman (oben im Bild) singt sieben Lieder eloquent und gewinnt ihrer schönen Stimme auch ironische Nuancen ab. Kirill Gerstein gestaltet den Klavierpart entsprechend lebendig. Ein weiterer Baustein in der Diskografie der vielseitigen und klugen österreichischen Künstlerin, die auf ihrer Website als Zugabe auch einen verschmitzt gestalteten Videoclip zu einem der Lieder (dem zauberhaft frechen „Abendgebet“) präsentiert, in dem sie selbst mehrere Rollen verkörpert. Die CD selbst, wie gesagt eine „Single“, enthält nicht mehr als 17 Minuten Musik – und ist dank der Mitwirkung der jungen Covergrafiker ein kleines, „kindliches“ Gesamtkunstwerk, für einen guten Zweck, notabene. So kommt sie gerade recht als spezielles Weihnachtsgeschenk.

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