Slipknot: Paul Gray "war die Essenz der Band"

Der Slipknot-Bassist Paul Gray wurde am Montag tot aufgefunden, seine Bandkollegen äußerten sich nun zu dem plötzlichen Tod des 38-Jährigen und zeigten sich erstmals ohne Maske und voller Trauer.

Am Montagmorgen wurde Paul Gray, der Bassist der Band Slipknot in einem Hotel in Iowa tot aufgefunden. Einen Tag später haben sich die Mitglieder der Metal-Band zum plötzlichen Tod des 38-Jährigen geäußert: "Es ist uns sehr wichtig, dass auch alle außerhalb der Band verstehen, dass Paul die Essenz von Slipknot war", sagte Percussionist Shawn Crahan am Dienstagabend bei einer Pressekonferenz, die auch im Internet übertragen wurde. "Paul war von den frühesten Anfängen da".

"Niemand von uns wäre ohne ihn da, wo er jetzt ist", so der Percussionist, der mit Gray seit den Anfangstagen der Band 1995 zusammen spielte. "Wir haben unseren Bruder verloren", sagte Sänger Corey Taylor. "Das, was Paul insgesamt ausmachte, ist Liebe."

Ehefrau: "Paul war ein fantastischer Mensch"

Ebenfalls anwesend waren die Gitarristen Mick Thompson und James Root sowie Craig Jones, der in der Band für die Samples sorgt. Im Gegensatz zu sonstigen öffentlichen Auftritten - ob bei Konzerten oder bei Preisverleihungen - trugen die Bandmitglieder keine Masken. Mehrmals brachen die Metal-Musiker in Tränen aus. Ob Slipknot auch ohne den Bassisten weiterbestehen wird, darüber äußerte sich keines der anwesenden Mitglieder.

Auch Grays Witwe Brenna Gray, die ein Kind erwartet, kam zu Wort. "Paul war mein Ehemann und ein fantastischer Mensch", sagte sie. "Ich will, dass man sich genau dafür an ihn erinnert."

Spekulation über Drogenkonsum

Corey Taylor und Shawn Crahan bei der Pressekonferenz. (c) AP -

Woran der 38-Jährige starb, ist indes noch nicht geklärt. An dem Musiker wurde eine Autopsie durchgeführt, aber die toxikologische Untersuchung könnte bis zu sechs Wochen dauern. Ein Zimmermädchen hatte den leblosen Körper des Musikers am Montagvormittag in einem Hotel in einem Vorort der Stadt Des Moines (Iowa) gefunden.

Nach ersten Angaben der Polizei gab es keine Hinweise auf ein Verbrechen. Spekuliert wird, dass Drogen eine Rolle gespielt haben könnten: Gray war 2003 wegen Drogenbesitzes zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der Musiker soll sein Drogenproblem aber bereits seit Längerem im Griff gehabt haben.

Paul Gray, der Bassist der Metal-Band, Slipknot, wurde am 25. Mai tot in einem Hotelzimmer in der Nähe von Urbandale in Iowa aufgefunden. Der 38-Jährige starb an einer Überdosis Morphium und dem Schmerzmittel Fentanyl, ergab die Autopsie. (c) AP (MARK J TERRILL)

Die Metal-Combo Slipknot ist für ihre exzentrischen Horror-Masken, die sie bei jedem öffentlichen Auftritt tragen, und ihre exzessiven Live-Shows bekannt. (c) © STR New / Reuters

Bei einer Pressekonferenz, die auch im Internet übertragen wurde, äußerten sich Grays Mitstreiter unter Tränen und ohne Masken zu dessen Tod. "Wir haben unseren Bruder verloren", sagte Sänger Corey Taylor. "Das, was Paul insgesamt ausmachte, ist Liebe." (c) AP (Charlie Neibergall)

"Es ist uns sehr wichtig, dass auch alle außerhalb der Band verstehen, dass Paul die Essenz von Slipknot war", sagte Percussionist Shawn Crahan (im Bild rechts). "Niemand von uns wäre ohne ihn da, wo er jetzt ist." (c) AP (Charlie Neibergall)

Gray hinterlässt seine Frau Brenna, die ein Kind von ihm erwartet. "Paul war mein Ehemann und ein fantastischer Mensch", sagte sie. "Ich will, dass man sich genau dafür an ihn erinnert. Seine Tochter soll sich an ihn erinnern, wie er war." (c) AP (Charlie Neibergall)

Ob die Band nach dem Tod Grays weitermacht, dazu haben sich die Mitglieder bisher nicht geäußert. (c) EPA (Javier Cebollada)

Grays Tod schien mysteriös. Es gebe keinen Hinweis auf Fremdeinwirken, sagte ein Polizist von Urbandale. (c) EPA (Steve C. Mitchell)

Gray sei am Sonntag in das Hotel eingecheckt und wollte offenbar am Montag wieder abreisen. Der Grund für seinen Aufenthalt in Urbandale ist nicht bekannt. Hotelangestellten sei nichts Außergewöhnliches an dem Verhalten des Musikers aufgefallen, so "Des Moines Register". (c) REUTERS (© Phil McCarten / Reuters)

Die Band hat jedenfalls eine starke Verbindung zu Iowa: Die Slipknot-Mitbegründer, der Schlagzeuger Joey Jordison und der Percussionist Shawn Crahan, wurden in dem Bundesstaat geboren. Gray selbst stammt aus Los Angeles. (c) AP (JIM COOPER)

Doch bereits in der Vergangenheit hatte Gray Drogenprobleme und wurde auch einmal zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt: 2003 wurde der Musiker in Des Moines festgenommen, nachdem er unter Drogeneinfluss einen Autounfall verursacht hat: Ihm wurden Kokain, Marihuana und Drogen-Zubehör abgenommen. (c) REUTERS (© Chris Pizzello / Reuters)

Vor zwei Jahren heiratete er seine Freundin Brenna Paul, die ein Kind erwartet. Gray habe sich darauf gefreut, Vater zu werden, zitiert die Lokalzeitung einen Freund des 38-Jährigen. Er schien sein Drogenproblem im Griff zu haben. (c) REUTERS (© Mario Anzuoni / Reuters)

Gray gründete Slipknot 1995 gemeinsam mit Jordison und Crahan, im Jahr darauf veröffentlichte die Band ihr Debütalbum "Mate. Feed. Kill. Repeat". (c) EPA (Carl Redhead)

Ihren größten Erfolg feierte die Band mit dem Album "All Hope is Gone", das 2008 erschien und es in den USA auf Platz eins der Album-Charts schaffte. (c) APA (Herbert P. Oczeret)

Mit der Platte wurden Slipknot für sieben Grammys nominiert, konnten sich aber nicht durchsetzen. Ihren einzigen Grammy nahmen sie 2006 für die Best Metal Peformance mit nach Hause. (c) AP (Reed Saxon)

In der Kritik stand die Band immer wieder wegen Amokläufen Jugendlicher: So soll die Musik den Schüler Robert S. zum Amoklauf von Erfurt motiviert haben. Auch ein Amoklauf in Südafrika wurde mit Slipknot in Verbindung gebracht, weil der Attentäter eine ähnliche Maske trug wie ein Bandmitglied. (c) EPA (Carl Redhead)

Slipknot haben sich von solchen Taten immer distanziert: Es sei "grotesk, einer Band oder einem bestimmten Musikstil die Schuld für diese Tat zu geben", schrieb die Band in einer Stellungnahme zum Amoklauf von Erfurt. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters)

Mehrere Touren führten die Band auch nach Österreich, wo sie unter anderem am "Aerodrome"-Festival, am "Two Days A Week" (2002, einen Auftritt 2008 mussten sie absagen, weil sich Drummer Jordison den Knöchel gebrochen hatte) und am "Nova Rock" zu sehen waren. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters)

Für 2010 soll die Band ein neues Album geplant haben. (c) REUTERS (© Reuters Photographer / Reuters)

Die Witwe des Slipknot-Bassisten, Brenna Gray (c) AP (Charlie Neibergall)

Die aus Des Moines in Iowa stammende Band Slipknot machte sich mit ihren exzessiven und aggressiven Live-Shows einen Namen. Der Name der Band heißt übersetzt Laufknoten und beschreibt eine Form des Henkersknotens. Slipknot feierte den größten Erfolg mit dem vierte Studioalbum "All Hope Is Gone" (2008), mit dem sie auch an der Spitze der US-Album-Charts standen.

(her)