Vom König des Sommerlochs zum steirischen Landesrat

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Christopher Drexler ist gereift: Vorschläge à la Tempo 160 sind passé, nun will der Querdenker seriöse Regierungspolitik betreiben.

Wien/Graz. Es ist Winter. Trotzdem macht Christopher Drexler bundesweit Schlagzeilen. Das ist dann doch irgendwie bezeichnend für den Wandel des einstigen Sommerloch-Königs. Der steirische ÖVP-Klubobmann, der nach elf Jahren in diesem Amt nun zum Landesrat für Gesundheit aufsteigt, fiel schon in den vergangenen Jahren weniger mit Vorschlägen gegen die Parteilinie auf, sondern wirkte in erster Linie als Vertrauter von Parteichef Hermann Schützenhöfer federführend an der steirischen „Reformpartnerschaft“ mit.

Ja, es könne schon sein, dass er in den vergangenen Jahren „ein wenig an Solidität“ gewonnen habe, sagt Drexler. Er freue sich darauf, Verantwortung zu übernehmen. Wobei der 43-jährige Jurist im Gespräch mit der „Presse“ ohnedies eine „Legendenbildung“ ortet, wenn man ihn auf die Zeit anspricht, als er verlässlich jeden Sommer die Schlagzeilen füllte. Schließlich habe er ja auch in den anderen Jahreszeiten Vorschläge gemacht.

Doch Drexler und das Sommerloch, das war lange ein Running Gag. Einmal forderte er Tempo 160 auf Autobahnen (2003), dann zu einer Zeit, als dies in der ÖVP noch als Tabu galt (2004), die Eingetragene Partnerschaft für Homosexuelle. Dass Letztere Realität wurde, freut Drexler. Den Wunsch nach Tempo 160 hegt er hingegen nicht mehr: „Da habe ich einen Paradigmenwechsel bei mir selbst festgestellt. Wer schneller als 130 fahren will, soll einen Urlaub in Deutschland machen“, sagt der ÖVP-Politiker.

Auch die Pflegeversicherung für Kinderlose (Sommer 2007) fordert Drexler nicht mehr. Man solle aber über eine obligatorische private Pflegeversicherung für alle nachdenken, meint der künftige Landesrat für Gesundheit. Wird es im neuen Amt schwieriger, sich den Ruf als Querdenker zu bewahren? „Es ist schon einmal gut, wenn alle, die politische Verantwortung tragen, denken“, sagt Drexler schmunzelnd. Er werde es sich nicht nehmen lassen, verschiedenste Vorschläge einzubringen. Dass er nach wie vor mit seiner Partei hart ins Gericht gehen kann, bewies Drexler erst unlängst, als er hämisch anmerkte: „Es läuft nicht so rund – auch in dieser Partei.“ Und weiter: „Die Spindelegger-Bundespartei steht für Enge.“

Drexler selbst kam über die Schülervertretung zur ÖVP, weil die Partei auf ihn „liberal, weltoffen und zukunftsgewandt“ wirkte. Ob er, wenn er heute jung wäre, eher zu den Neos gehen würde, könne man seriöserweise nicht sagen, meint Drexler. Aber – als heute 42-Jähriger – stehe er zu seiner „Liebe ÖVP“. Drexler ist Chef des schwarzen Arbeitnehmerbunds ÖAAB, er vereint christlich-soziales Fundament mit liberalem Gedankengut und hat in der Partei ein gutes Standing. Im Gegensatz zu seiner Vorgängerin als Landesrätin, Kristina Edlinger-Ploder. Dass diese wegen parteiinternen Drucks ging, will Drexler aber keinesfalls bestätigen.

Viel Druck im neuen Ressort

Auf den Familienvater (vier Kinder aus zwei Ehen) wartet im Gesundheitsressort keine leichte Aufgabe. Der Unmut wegen des Spardrucks soll Edlinger-Ploder zum Rücktritt gebracht haben. Doch Drexler traut man zu, Probleme zu lösen. Ein heißes Eisen wird aber der unbeliebte Pflegeregress bleiben, den es nur in der Steiermark gibt. Ob dieser beibehalten wird, will Drexler, der sein Amt am 11.März antritt, noch nicht sagen: „Ich lehne mich da in keine Richtung hinaus.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2014)

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