Der Begriff Blockbuster ist kriegerischen Ursprungs. Er bezeichnete eine Fliegerbombe, mit der man einen kompletten Wohnblock zerstören konnte. Die Ursprungsbedeutung hat durchaus aktuellen Bezug, wenn man Showdowns in Action-Filmen wie "Transformers" oder "Avengers" heranzieht. Erstmals im kulturellen Kontext wurde der Begriff 1942 verwendet. Man sprach damals von "a block buster of an idea for …" Die wirtschaftliche Komponente kam in den 70er Jahren ins Spiel, als so viele Menschen vor den Kinos anstanden, dass die Schlange um ganze Wohnblöcke herum reichte. Das Gegenteil von Blockbuster wird Flop oder Box Office Bomb genannt, wo wir wieder bei der Kriegsmetapher wären.
Massive Erfolge an den Kinokassen fuhren Großproduktionen wie "Gone with the Wind" (1939), "The Sound of Music" (1965), "Die zehn Gebote" (1956), "Dr. Schiwago" (1965) und der Disney-Animationsfilm "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (1937) ein. Der erste Film, der als Blockbuster im heutigen Sinne bezeichnet wurde, war allerdings "Der weiße Hai" (1975).
Wieso eigentlich? "Jaws", so der Originaltitel, kam Ende Juni in die Kinos. Zuvor wurden wichtige Produktionen im Winter, vor allem um die Weihnachtszeit, in die Lichtspieltheater gebracht. Weniger aussichtsreiche Filme platzierte man in den Sommermonaten. Hinzu kam, dass der Kinostart von "Der weiße Hai" breit angesetzt wurde. Bis dato verfolgten Filmstudios eher die Strategie, Filme zuerst in großen Städten und erst später in mittelgroßen bzw. Kleinstädten anlaufen zu lassen. Der neun Millionen Dollar teure Film von Steven Spielberg spielte insgesamt 470 Millionen wieder ein. Drei Sequels sollten folgen, wobei nur "Jaws 2" (1978) bei Kritikern Anklang fand und auch erfolgreich an den Kinokassen (20 Millionen Produktionsetat zu 209 Millionen Einspielergebnis) war.
Der erste "weiße Hai" war bis "Star Wars" der erfolgreichste Film an den Kinokassen. Wenn man die Inflation miteinbezieht, wäre "Jaws" der neunterfolgreichste Film der Historie. "Star Wars: A New Hope" (auf Deutsch hieß Teil eins "Krieg der Sterne") leitete eine der einflussreichsten Genre-Reihen und eines der lukrativsten Franchises ein: Allein der erste Film spielte 775 Millionen Dollar ein (Produktionskosten: 11 Mio). Die erste Trilogie wurde mit "Die Rückkehr der Jedi-Retter" 1983 beendet. 16 Jahre später leitete "The Phantom Menace" die umstrittene Prequel-Trilogie ein.
1999 gilt als Jahr, das die Kinolandschaft veränderte. Nicht nur weil "The Matrix" den Action-/Sci-Fi-Film Hollywoods revolutionierte. Die darin angewandte Bullet-Time-Technik, ein spezieller Zeitlupeneffekt, ließ das Publikum staunend zurück. Die Grundlagen legte der Hongkong-Regisseur John Woo mit Genre-Meisterwerken wie "A Better Tomorrow" (1986) und "Hard Boiled" (1992).
Trailer wurden - in einer Zeit, die im Vergleich zu heute noch eine Web-Steinzeit war - zu einer speziellen Attraktion. "Star Wars"-Fans standen Schlange, nur um den Trailer zu "The Phantom Menace" sehen und verließen zum Teil zu Beginn des Hauptfilms, des mittelprächtigen Action-Thrillers "Ausnahmezustand" mit Bruce Willis, wieder das Kino. Auch der Teaser-Trailer, also die Vorankündigung der Vorankündigung auf den eigentlichen Film, wurde zu dieser Zeit populär.
Es war auch das Jahr der kontroversen Filme. Indie-Produktionen schafften den Weg in den Mainstream. Der mit einer Amateur-Kamera gedrehte Horrorfilm "Blair Witch Project" reüssierte finanziell, auch dank einer erfolgreichen Guerilla-Marketing-Kampagne: Im Internet wurden Ausschnitte aus dem Film verbreitet – unklar war, ob es sich um reale Szenen handelte. Informationen häppchenweise zu veröffentlichen und damit die Erwartungshaltung zu steigern: Regisseur J.J. Abrams sollte diese Marketing-Strategie später perfektionieren, aktuell kann man sie an "Star Wars - Episode VII" beobachten.
Weitere Filme aus dem Jahr 1999, die sich in die Filmgeschichte einschrieben: "Being John Malkovich" von Spike Jonze (Drehbuch Charlie Kaufman) und David Finchers "Fight Club". Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Chuck Palahniuk konnte die Erwartungen von 20th Century Fox zwar wirtschaftlich nicht erfüllen, wurde aber zu einem der am meist diskutierten Filme dieser Ära.