Syrien: Israel greift mit Kampfjets ein

Krieg in Syrien
Krieg in SyrienAPA/AFP/OMAR HAJ KADOUR
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Die israelische Luftwaffe bombardiert nahe Palmyra einen Militärkonvoi der südlibanesischen Hisbollah-Milizen. Bei einem US-Luftangriff sterben 48 Menschen.

Kairo. Syriens Tragödie geht in ihr siebtes Jahr – und trotzdem stehen die Friedensverhandlungen nach wie vor unter keinem guten Stern. Bei der von Russland und der Türkei einberufenen Konferenz in Astana blieben diese Woche die Stühle der bewaffneten Rebellen leer. Sie boykottierten das Treffen und warfen Moskau vor, nicht genug zu tun, um die deklarierte Waffenruhe tatsächlich durchzusetzen. Für kommende Woche bittet nun UN-Vermittler Staffan de Mistura die Kriegsparteien erneut nach Genf, um endlich einen Ausweg aus dem blutigen Dilemma zu finden.

Mindestens 320.000 Menschenleben hat das Gemetzel bereits gefordert – und am Freitag eskalierte die Lage weiter. In den frühen Morgenstunden griffen israelische Kampfjets in Syrien ein, die massivste Militäraktion Israels gegen das Nachbarland seit Beginn des Bürgerkriegs 2011. Triumphierend verkündete die Armeeführung in Damaskus, man habe einen der vier Jets abgeschossen, was ein israelischer Militärsprecher umgehend dementierte. Auf den Kampfjet seien Raketen abgefeuert worden, „die Sicherheit des Piloten und des Flugzeugs waren nie gefährdet“, erklärte er. Eine weitere in Richtung Jerusalem gezielte Rakete sei durch das Abwehrsystem Arrow 3 unschädlich gemacht worden, berichteten israelische Medien. Nach Angaben der syrischen Nachrichtenagentur Sana galten die israelischen Luftschläge dem Osten der Provinz Homs nahe der Oasenstadt Palmyra. Dort soll ein Hisbollah-Konvoi beschossen worden sein, der Waffen transportierte.

Tags zuvor starben im Norden Syriens in der Ortschaft Al-Jinnah bei einem Luftangriff 46 Menschen und über hundert wurden verletzt, als Kampfflugzeuge angeblich eine Moschee in Schutt und Asche legten. Für diesen Beschuss übernahmen am Freitag die USA die Verantwortung. Ein Sprecher des US-Zentralkommandos jedoch bestritt, dass dabei die Moschee getroffen wurde. Es habe am Donnerstag in der Gegend einen Luftangriff auf ein Gebäude gegeben, in dem Mitglieder von al-Qaida versammelt gewesen seien, erklärte er. Dieses Gebäude sei 15 Meter von der Moschee entfernt gewesen, „die immer noch steht“.

Für Extremisten von al-Qaida und Islamischem Staat auf syrischem Boden gilt die Ende Dezember ausgerufene internationale Waffenruhe nicht.

US-Bodentruppen für Raqqa

Obendrein ließ das Pentagon diese Woche durchsickern, die US-Bodentruppen im Kampf um die IS-Hauptstadt Raqqa würden in den nächsten Wochen wahrscheinlich von bisher 800 auf 1800 Mann aufgestockt. Präsident Donald Trump muss dieser Verstärkung noch zustimmen. Die US-Elitesoldaten trainieren und beraten vor allem die Kämpfer der kurdisch-arabischen SDF-Allianz, die sich mit regulären syrischen, russischen und türkischen Truppen für den Sturm auf Raqqa rüstet.

Gleichzeitig sollen die US-Marines verhindern, dass während dieses Anti-Terror-Feldzugs türkische Soldaten und kurdische Milizen aufeinander losgehen. Ankara betrachtet die Volksverteidigungseinheiten der syrischen Kurden, die der PKK nahestehen, als Terrortruppe. Die USA dagegen schätzen sie als die effektivsten militärischen Gegner des Islamischen Staats.

Derweil geißelte UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra'ad al-Hussein am 6. Jahrestag der ersten Anti-Assad-Demonstrationen den syrischen Bürgerkrieg als „die schlimmste vom Menschen verursachte Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg“. Das ganze Land sei zu einer Folterkammer geworden, zu einem Ort „brutalen Entsetzens und extremer Ungerechtigkeit“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2017)

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