Noch immer werden bis zu 30 Menschen vermisst. Allerdings gibt es keine Lebenszeichen von ihnen. Die Hoffnung schwindet.
Nach dem Lawinenunglück in einem Hotel an einem Hang des Gran-Sasso-Massivs in der mittelitalienischen Apennin-Region Abruzzen sind Medienberichten zufolge vier Leichen geborgen worden. Das Hotel in den Abruzzen war mit bis zu 30 Menschen am Mittwoch nach einer Erdbebenserie verschüttet worden. Rettungsmannschaften betonten, es gebe kein Lebenszeichen von den Vermissten.
Rund 35 Feuerwehrleute mit Spürhunden waren im Einsatz, um unter den Schneemassen nach Opfern zu suchen. Die Spürhunde hätten jedoch keine Lebenszeichen der Vermissten gefunden. Dabei würde es sich um italienische Urlauber handeln. Das Gebäude sei frontal von der Lawine getroffen und begraben worden.
Nach Behördenangaben zählte das Hotel Rigopiano zur Zeit des Unglücks am Mittwoch 22 Gäste und sieben oder acht Angestellte. Zwei Menschen überlebten das Unglück, weil sie sich zum Zeitpunkt des Lawinenabgangs außerhalb des Hotels aufhielten.
"Wir erfrieren"
Einer der beiden lebend Geborgenen ist ein 38-jähriger Koch, der mit seiner Familie einen Urlaub im Hotel verbrachte. Er konnte sich retten, weil er sich zufällig im Freien aufhielt, als das Hotel verschüttet wurde. Im Gebäude befanden sich seine Frau und seine Kinder im Alter von acht und sechs Jahren. Die Überlebenden hatten zuvor per SMS um Hilfe gebeten. "Wir erfrieren", hieß es in der Botschaft.
Der 38-jährige Koch liegt jetzt im Spital der Adria-Stadt Pescara. Ein Freund von ihm berichtete: "Alle Gäste des Hotels hatten schon bezahlt und wollten abfahren, sobald der Schneeräumungsfahrzeugen die Straße befreit hätte".
"Begreife nicht, warum wir so bestraft werden"
Die Lawine war von einer Erdbebenserie ausgelöst worden, die die Region am Mittwochnachmittag erschüttert hatte. Dabei kam mindestens ein Mensch ums Leben. Eine Leiche wurde aus den Trümmern eines Gebäudes in Castel Castagna in der Provinz Teramo geborgen. Zudem wurde in Campotosto nahe L'Aquila ein 70-Jähriger gesucht, der von einer durch das Beben ausgelösten Lawine verschüttet worden war. Zudem bargen Feuerwehrmannschaften eine Mutter und ihr Kind lebend aus den Trümmern ihrer Wohnung. Die beiden wurden unterkühlt mit einem Hubschrauber ins Spital eingeliefert.
Die Epizentren lagen in der Region um die Stadt Amatrice, die im August 2016 großteils zerstört worden war. Damals kamen dort mehr als 200 Menschen ums Leben. Die Erschütterungen am Mittwoch waren bis nach Florenz und Rom deutlich zu spüren. In Amatrice und in der 2009 von einem Erdbeben zerstörten Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila kam es zu einigen Schäden. So stürzten in Amatrice die letzten Reste des mittelalterlichen Turms der dem Heiligen Augustin geweihten Kirche ein, die bei den Beben im August und im Oktober noch erhalten geblieben waren. "Ich begreife nicht, warum wir so bestraft werden", meinte der Bürgermeister von Amatrice, Sergio Pirozzi, sichtbar mitgenommen.
"Das wahre Problem ist nicht das Erdbeben, sondern der Schnee", sagte der Bürgermeister von Amatrice. Er forderte Räumfahrzeuge, um die Straßen wieder befahrbar zu machen. Mancherorts liege zwei Meter Schnee. 130.000 Haushalte zwischen den Abruzzen und den Marken meldeten wegen des Schnees Stromausfälle. 1300 Fachleute der Stromgesellschaft Enel waren im Einsatz, um die Stromversorgung wieder zu aktivieren.
Chaos nach Beben in Rom
Zur Schneeräumung wurden auch Soldaten eingesetzt. Der italienische Premierminister Paolo Gentiloni will die Präsenz des Heeres im Erdbebengebiet erhöhen. Soldaten sollen die Hilfsaktionen koordinieren. Mehrere Bahnverbindungen zwischen den Regionen Latium und Abruzzen waren unterbrochen, weil die Sicherheit der Linien geprüft werden musste.
Die Erdbeben am Mittwoch sorgten auch für chaotische Zustände in Rom. In der italienischen Hauptstadt wurden vorsorglich U-Bahn-Stationen, Schulen und Bürogebäude evakuiert. Da die U-Bahn-Linien still standen, stürmten Passagiere Busse und Taxis. Die Lifte im Kolosseum waren aus Sicherheitsgründen ebenfalls außer Betrieb, Roms Wahrzeichen blieb jedoch weiterhin zugänglich.
(APA)