„Viele Kindergartenpädagogen sind allein mit den Kindern“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Drei Viertel der Österreicher sehen den Kindergarten als erste Bildungseinrichtungen. Aber mit den gegebenen Rahmenbedingungen können diese den Anspruch nicht ganz erfüllen.

Wien. Schon 1994 löste die Berufsbezeichnung „Kindergartenpädagoge“ den „Kindergärtner“ ab, von „Tanten“ ist ohnehin schon lange keine Rede mehr. Doch haben sich vor allem die Erwartungen verändert, nicht aber die Strukturen. „In den Sonntagsreden wird der Kindergarten immer als Bildungsinstitution gesehen. Aber bei der Umsetzung hapert es“, sagt Raphaela Keller, die dem Berufsverband der Kindergartenpädagoginnen (ÖDKH) vorsitzt. Zwar werden Kindergarten und Krippe in einer am Dienstag präsentierten Umfrage von drei Viertel der Österreicher als erste Bildungseinrichtungen gesehen. Wenn man aber danach fragt, ob die Zuständigkeit eher Bildung oder Betreuung sei, antworten 76 Prozent doch mit: „Betreuung“.

Offensichtlich können die Kindergärten den Anspruch nicht ganz erfüllen. So fordert Keller erneut bessere Rahmenbedingungen: Man wolle aus dem Kompetenzenwirrwarr hinaus und in die Zuständigkeit eines einzigen Ministeriums wechseln. Außerdem fordert man eine Ausbildung an einer Hochschule. Und ein Pädagoge solle – je nach Alter – maximal drei bis sieben Kinder betreuen. In der Realität sei oft ein Pädagoge für 25 Kinder verantwortlich; Unterstützung von einem Assistenten gebe es nur teilweise: „Viele sind wirklich allein mit den Kindern“, so Keller. Hier müsse es bundesweit einheitliche Regeln geben.

Bildung in der Krippe

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Krippe und Hort werden nur von 29 bzw. 28 Prozent als Bildungsinstitution gesehen. Das sei besonders problematisch, so Keller, da gerade bei den Jüngsten die Bildungsarbeit besonders wichtig sei und diese ja nur über Beziehung funktionieren könne. Der niedrige Wert liege daran, dass viele Menschen Bildung vor allem mit Wissensvermittlung assoziieren würden. Eine Trennung, die für Keller überholt ist: „Jede Betreuungssituation ist gleichzeitig eine Bildungssituation, das lässt sich nicht trennen.“ Und: "Natürlich ist der erste Bildungsort eines Kindes die Familie."

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