Schule: 16-jähriges Mobbingopfer klagt Republik

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Die Lehrer des Bregenzer Gymnasiums hätten zu wenig gegen das Mobbing seiner Mitschüler unternommen. Es ist das erste Zivilverfahren dieser Art in Österreich.

Bregenz. Am Landesgericht Bregenz startete gestern, Mittwoch, ein aufsehenerregender Prozess: Ein 16-Jähriger, der in der Schule gemobbt wurde, klagt die Republik Österreich auf Schadenersatz in der Höhe von 21.000 Euro. Sein Vorwurf: Die Lehrer des Bregenzer Gymnasiums hätten zu wenig gegen das Mobbing seiner Mitschüler unternommen. Es ist das erste Zivilverfahren dieser Art in Österreich.

Der Jugendliche dürfte laut eigenen Aussagen zwei Jahre lang im Bregenzer Bundesgymnasium Gallus von seinen Mitschülern gemobbt worden sein. Berichtet wird, dass er deshalb mehrere Monate nicht in die Schule gehen konnte. Die Eltern schritten ein und sprachen mit der Schulleitung. Unternommen habe diese aber (zu) wenig, so der Vorwurf des Klägers. Die Gegenseite betont, sich sehr wohl um das Problem gekümmert zu haben. Der Richter regte gestern einen Vergleich an. Nun wird es Gespräche zwischen den beiden Seiten geben. Sollten sie sich nicht einigen, wird der nächste Verhandlungstermin voraussichtlich am 14.Jänner sein.

Mobbing schwer erkennbar

Im Allgemeinen sei Mobbing, wenn sich die Opfer nicht melden, für Lehrer „nicht leicht zu entdecken“, sagt Schulpsychologin Andrea Richter im Gespräch mit der „Presse“. Raufereien und Auseinandersetzungen sehen für Lehrer meist wie Einzelfälle aus. Sobald aber ein Schüler über Mobbing klage, sei es Aufgabe der Lehrer, dem Ganzen nachzugehen. „Wie massiv man als Lehrer eingreift, ist aber eine Gratwanderung“, gibt die Schulpsychologin zu bedenken. Generell gelte: „Immer dann, wenn Hilfsmaßnahmen im Inneren nicht greifen, sollten Experten von außen hinzugezogen werden.“ (APA/j.n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2014)

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