In Kürze bekommt die EU den Bericht.
Wien. Bald wird es ernst, was die Österreicherquote beim Medizinstudium angeht. Ende des Jahres läuft das Moratorium aus, aufgrund dessen das Verfahren der EU-Kommission gegen Österreich einstweilen auf Eis liegt. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hofft, dass dieses Vertragsverletzungsverfahren formell eingestellt oder das Moratorium unbegrenzt verlängert wird – also auf eine Vereinbarung des „ewigen Ruhens“.
An Aussagen, dass es nicht gut aussehe – zuletzt sagte das etwa Tirols Landeschef, Günther Platter – sei nichts dran, sagte Mitterlehner gestern. Immerhin habe Österreich der EU-Kommission noch gar nicht den Abschlussbericht übermittelt, auf Basis dessen die Entscheidung getroffen werden soll: Das soll Anfang Oktober passieren.
In diesem Bericht muss Österreich nachweisen, dass ohne Quote die medizinische Versorgung des Landes gefährdet ist. Ein Argument ist, dass 80 Prozent der deutschen Studenten nach dem Abschluss Österreich verlassen. Dazu komme eine Sogwirkung aus Deutschland, erklärte Mitterlehner: Dort werde der Ärztebedarf in den kommenden Jahren stark steigen.
„Habe einen Plan B im Kopf“
Natürlich habe er auch einen Plan B im Kopf, sagte Mitterlehner. Wie er der „Presse“ bereits vor mehreren Wochen schilderte, kann er sich vorstellen, dass sich Medizinstudenten verpflichten, einige Jahre im Land zu arbeiten – und dafür ein Stipendium bekommen. Wichtiger sei aber, dass junge Ärzte attraktive Bedingungen vorfänden. Mit der Anhebung der Gehälter für Spitalsärzte habe man da schon einiges getan. Die Bezahlung des klinisch-praktischen Jahres könnte dazu führen, dass Studenten zum Bleiben motiviert werden. (beba)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2016)