Family Support: „Viele Eltern sind verunsichert“

(c) FABRY Clemens
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Große Erwartungen, wenig Hilfe: Wer Kinder hat, ist im Alltag oft am Limit, und in Krisen allein. Gut ausgebildete Erziehungsberater und Elterntrainer werden immer gefragter.

Private Krisen wie Krankheit, Scheidung, Sucht oder Arbeitslosigkeit bedeuten für manche Familien einen Super-GAU. Rat und Unterstützung werden umso wichtiger. Dass in Österreich etwa bei strittigen Scheidungen Mütter und Väter heute vom Gericht zum Besuch einer Erziehungsberatung verpflichtet werden können, trägt entscheidend zur Verkürzung so manchen Rosenkriegs bei. „In rund zehn moderierten Sitzungen ist sehr gut feststellbar, welcher Elternteil wirklich in der Lage ist, das Kindeswohl über sein Eigenwohl zu stellen.“ Die Berichte darüber seien für den Richter oft eine bessere Entscheidungshilfe als zeitaufwendige Sachverständigengutachten, sagt Martina Leibovici-Mühlberger.

Die Ärztin, Psychotherapeutin, Buchautorin und vierfache Mutter hat an dem von ihr gegründeten Institut Arge Erziehungsberatung und Fortbildung GmbH einen Lehrgang für Lebens- und Sozialberatung mit Schwerpunkt Elternbildung und Erziehungsberatung entwickelt. Die Absolventen dieser zweieinhalbjährigen Ausbildung sind unter anderem berechtigt, als Berater im oben beschriebenen Scheidungsverfahren tätig zu werden. Der mehrfach zertifizierte Lehrgang wird vor allem von (Kindergarten)-Pädagogen, Erziehungswissenschaftlern, Psychotherapeuten und Trainern absolviert, die dadurch entweder die Praxis- und Niederlassungserlaubnis für Beratungstätigkeiten erwerben können oder, falls sie bereits im Berufsleben stehen, eine Weisungs-, Supervisions- oder Observationsfunktion anstreben.

Zusätzlich zum berufsbegleitenden, jedoch umfangreichen Lehrgang gibt es eine Fülle wesentlich kompakterer Ausbildungen – die allerdings nicht zur Beratertätigkeit berechtigen. Ein solches Angebot stellt der Lehrgang für Family-Support-Elterntrainer dar, den der Verein Family Support in Kooperation mit dem Wifi Österreich anbietet. Der Lehrgang wurde nach dem Konzept der Tiroler Psychologin und Trainerin Manuela Oberlechner für ein Kindesalter zwischen 18 Monaten und zwölf Jahren entwickelt. Die Absolventen sollen selbstständig Kurse und Vorträge für interessierte Eltern abhalten können.

Kein für alle gültiges Rezept

Barbara Hüttner-Ungar, Obfrau und Trainerin des Vereins Family Support, erlebt in solchen Kursen, dass „die Erwartungshaltung von Eltern an sich selbst heute oft riesengroß ist. Viele Eltern sind verunsichert. Die eigene intuitive Erziehungskompetenz ist ihnen verloren gegangen.“ In den Family-Support-Kurse werde zu vermitteln versucht, dass es kein für alle Familien gültiges Rezept gibt. Der kompakte Kurs sei allerdings nicht als Berufsausbildung zu verstehen, sagt Hüttner-Ungar. „Unsere Stärke liegt ja gerade in der Kürze der Ausbildung und in der Möglichkeit, sofort in die Praxis zu kommen.“ Der Lehrgang besteht aus fünf Modulen mit insgesamt 88 Einheiten (inklusive späterer kostenloser Reflexionsgespräche und Fortbildung).

An Schulen für Sozialbetreuungsberufe kann man in ganz Österreich die Ausbildung zum Diplomsozialbetreuer für Familienarbeit (Familienhelfer) absolvieren. Personen, die bereits eine Ausbildung für Pflegehilfe und Altenfachbetreuung mitbringen, können sich zu Familienhelfern weiterbilden lassen. Für Quereinsteiger ohne einschlägige Vorbildung ist dies ausschließlich in Graz möglich. Familienhelfer kommen zum Einsatz, wenn Elternteile, etwa wegen Krankheit, länger in der Versorgung der Kinder ausfallen. Ein typisches Einsatzgebiet sind auch Mehrlingsfamilien. „Immer öfter geht es aber auch um Unterstützung in Krisensituationen – zum Beispiel bei Suchtkrankheiten, hohem Schuldenstand oder mangelnder Erziehungsfähigkeit. In diesen Situationen haben die Familienhelfer die Aufgabe, die Situation zu stabilisieren, zu analysieren und mit der Familie Lösungen zu entwickeln“, sagt Franz Promberger, Leiter der Schule für Sozialbetreuungsberufe am Ausbildungszentrum der Caritas Salzburg.

Was Familienhelfer für diesen Beruf mitbringen müssen, ergänzt Renate Roittner von der Familienhilfe Salzburg Stadt der Caritas: „die Liebe zum Menschen, Kontakt- und Beziehungsfähigkeit sowie einen liebevollen und guten Umgang mit Kindern“. Darüber hinaus seien eine hohe Belastungsfähigkeit und Offenheit gegenüber verschiedenen Lebensstilen und Kulturen notwendig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2015)

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