Urlaub mit Entwicklungshilfe

Pool �ber dem Meer
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Tourismus. Umweltschonung, begrenzte Ressourcen und Perspektiven für Entwicklungsländer: Damit beschäftigen sich spezielle Lehrgänge, die vor allem langfristige Perspektiven der Freizeitwirtschaft im Blick haben.

Der Massentourismus ist ambivalent: Speziell in Entwicklungsländern hat er großes Potenzial, den Aufschwung, aber auch die Zerstörung in Regionen zu bringen. Das haben auch die Vereinten Nationen erkannt, die das Jahr 2017 zu einem „Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung“ erklärt hat.

Internationale Ethik

Den Trend zu Fragen der Nachhaltigkeit greifen auch touristische Studiengänge auf, vor allem, wenn sie international ausgerichtet sind. So bietet zum Beispiel der englischsprachige Masterstudiengang Innovation & Management in Tourism der FH Salzburg jeweils bereits im ersten Semester den Studierenden einen Einstieg mit einem Symposium. „Sie sollen sich in einem interdisziplinären Kontext mit Ethik und Nachhaltigkeit auseinandersetzen“, sagt Studiengangsleiterin Eva Brucker. „In diesem Jahr war das Hauptthema Ernährung, in früheren Jahren waren es Gerechtigkeit oder Ressourcenknappheit.“ Im dritten Semester geht es im Rahmen der Lehrveranstaltung Business Ethics um philosophische Ansätze, aber auch um ethisches Verhalten im Tourismus, etwa in Verbindung mit Corporate Social Responsibility.
Auch im deutschsprachigen Bachelorprogramm Innovation und Management im Tourismus ist eine Pflichtlehrveranstaltung Nachhaltigkeit im Tourismus vorgesehen.
Besonders in den englischsprachigen Studiengängen finde der Diskurs anhand von Beispielen aus den Heimatländern der Studierenden statt, sagt Brucker. Zudem sei im Rahmen des Bachelorprogramms jeweils eine Fernexkursion vorgesehen, die in den vergangenen Jahren etwa nach Marokko und Nepal geführt habe.
Stark verankert ist das Thema Nachhaltigkeit auch an der englischsprachigen Modul University Vienna. Neben einigen Bachelorprogrammen werden hier drei Masterstudiengänge für Management, International Tourism Management sowie Sustainable Development, Management and Policy angeboten. Laut Studiendekanin Astrid Dickinger trifft der Fokus auf Nachhaltigkeit für alle Studiengänge sowie die Modul University insgesamt zu und ist auch in den Core Values der Universität festgelegt. In allen drei Mastern sind die beiden Kurse Environmental Management and Sustainablity sowie Business Ethics and Corporate Social Responsibility fixer Bestandteil.
„Wir sind der Ansicht, dass sich jeder Manager in Zukunft mit Nachhaltigkeit, sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung, Innovation und Technologie beschäftigen muss“, sagt Dickinger. Wer darüber hinaus einschlägige Spezialisierungen wählt, kann auf insgesamt sechs Kurse mit Nachhaltigkeitsthemen kommen. „Dabei wird anhand von Fallstudien das Thema in Bezug auf entwickelte und unterentwickelte sowie Schwellenländer behandelt“, sagt Dickinger. Zusätzlich werden Beispiele erfolgreicher nachhaltiger Tourismuskonzepte, wie etwa in Costa Rica, oder neuer Ansätze, wie etwa des Masterplans Sustainable Tourism im Inselstaat Malediven, oder der nachhaltigen Tourismusstrategie zur Armutsreduktion in Bhutan kritisch hinterfragt, diskutiert und analysiert.
Studiengänge, die sich ausschließlich mit Themen touristischer Nachhaltigkeit befassen, existieren in Österreich noch nicht. Ein Vorbild ist in dieser Hinsicht die unweit von Berlin gelegene Hochschule für nachhaltige Entwicklung mit ihrem Masterstudiengang Nachhaltiges Tourismusmanagement. Die Hochschule, die vom Internetportal Utopia zur grünsten Hochschule Deutschlands gekürt wurde, verfügt über einen eigenen Fachbereich für Nachhaltige Wirtschaft, an dem auch der Masterstudiengang Nachhaltiges Tourismusmanagement angesiedelt ist. Etwa zwei Drittel der Studierenden kommen laut Studiengangsleiter Hartmut Rein aus Deutschland, ein Drittel aus dem Ausland. Bisher gebe es im deutschsprachigen Raum noch kaum derartige Studiengänge, mit Ausnahme eines gerade eröffneten Bachelorstudiums an der Hochschule Rhein-Waal sowie eines geplanten Studiums in Heilbronn, sagt Rein.
Der Masterstudiengang in Eberswalde, der seit 2004 besteht, kann inzwischen auf Studierende aus 32 Ländern verweisen, darunter immer wieder auch Österreicher. „Die meisten sind Überzeugungstäter“, sagt Rein. „Sie haben oft schon einen Umweltbezug und arbeiten beispielsweise in NGOs.“
Zukunftsthemen des nachhaltigen Tourismus, mit denen man sich auch am Studiengang beschäftige, sind für Rhein etwa die Umweltproblematik, die durch das Fliegen entsteht, der große Themenkomplex der Natur- und Landschaftsbewahrung, aber auch kulturelle Nachhaltigkeit. Man müsse sich auch mit Antistimmungen beschäftigen, wie sie etwa in touristisch überfrachteten Städten wie Barcelona aufkämen, oder gegen Plattformen wie den digitalen Privatzimmervermittler Airbnb.

Web: www.fh-salzburg.ac.at
www.modul.ac.at , www.hnee.de/tour

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