Gedenken an Oberhauser: "Die nächsten Tage gehören der Trauer"

Kanzler Kern, Bundespräsident Van der Bellen, Sozialminister Stöger
Kanzler Kern, Bundespräsident Van der Bellen, Sozialminister Stöger(c) APA (HERBERT PFARRHOFER)
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"Wir vermissen unsere Ministerin": Am Hohen Haus und an Regierungsgebäuden wurden als Zeichen der Trauer die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Sozialminister Stöger wurde interimistisch mit den Agenden der verstorbenen Gesundheitsministerin betraut.

Das österreichische Parlament trauert um die gestern verstorbene Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser. Schon in der heutigen Präsidiale wurde eine Trauerminute abgehalten, gleiches ist zu Beginn der Plenarsitzung des Nationalrats kommenden Mittwoch geplant. Zudem wurden die Fahnen am Hohen Haus für zwei Tage auf Halbmast gesetzt. An Regierungsgebäuden in Wien wurden als Zeichen der Trauer schwarze Flaggen gehisst und die Fahnen ebenfalls auf Halbmast gesetzt. "Wir vermissen unsere Ministerin", hieß es seitens der Ministeriumsmitarbeiter.

Auch in der Hofburg herrschte Trauer: "Wir werden Ministerin Oberhauser sehr vermissen und uns sagen, das Leben geht weiter", sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen und fügte hinzu: "Aber an solchen Momenten ist man schon erinnert, wie endlich das Leben ist von uns allen." Auch Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) zeigte sich betroffen. Das Mitgefühl gehöre nun der Familie Oberhausers, die ein Mensch gewesen sei, "die überall, wo sie aufgetreten ist, Freunde gemacht hat". Von Nachfolgediskussionen wollte er nichts wissen: "Die nächsten Tage gehören der Trauer", betonte Kern. Erst danach würden die Parteigremien einberufen, um eine Entscheidung über die Nachfolge der Oberhausers im Frauen- und Gesundheitsministeriums zu fällen.

Bis dahin wird jedenfalls Sozialminister Alois Stöger ihre Amtsgeschäfte weiterführen. Er wurde am Freitagvormittag von Van der Bellen interimistisch mit den Agenden seiner verstorbenen Parteikollegin betreut.

Alois Stöger und Alexander Van der Bellen
Alois Stöger und Alexander Van der Bellen(c) APA (Herbert Pfarrhofer)

Nach der Unterzeichnung der Dokumente zogen sich Präsident, Kanzler und Minister zu einer kurzen Besprechung zurück. Als sie wieder vor die wartenden Journalisten traten, bekundete ein nachdenklicher Van der Bellen: "Das sind immer Tage, die nicht leicht sind."

Auch im Bundesministerium für Gesundheit und Frauen zeigte man sich bedrückt. "Wir verlieren mit Sabine Oberhauser eine beeindruckende Politikerin, eine wunderbare Chefin und einen liebenswerten Menschen", sagte der dortige Sektionschef Clemens Martin Auer. Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer (ÖVP) hob Oberhausers Einsatz für die bestmögliche ärztliche Versorgung der Bürger vor allem am Land hervor. Die Gemeinden würden mit der 53-Jährigen eine Kämpferin für eine bessere Gesundheitsversorgung verlieren, sagte Mödlhammer.

Das Präsidium der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) würdigte die Arbeit der Gesundheitsministerin, insbesondere "ihrem unermüdlichen Einsatz für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems, getragen von den Werten Humanität, Qualität sowie Versorgungssicherheit für alle Österreicher, aber auch in ihrer Sorge um jene, die in der Patientenversorgung beschäftigt sind", betonte ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger. Die Interessenvertretung der pharmazeutischen Industrie Pharmig sprach von einem schweren Verlust. "Sie war eine Frau mit Haltung. Und sie wird fehlen", erklärte Caritas-Präsident Michael Landau.

"Unermüdliche Kämpferin für Chancengleichheit"

Tief betroffen zeigten sich auch die Industriellenvereinigung (IV), weitere Gewerkschaftsgruppierungen, Landwirtschaftskammer und ÖVP-Wirtschaftsbund. "In zahlreichen Gesprächen habe ich Sabine Oberhauser als extrem kompetente und sympathische sowie liebenswürdige Persönlichkeit kennen und schätzen gelernt", meinte etwa IV-Präsident Georg Kapsch. "Sabine Oberhauser war eine engagierte und unermüdliche Kämpferin für Gleichstellung und Chancengleichheit", so der Gewerkschafter Rainer Wimmer.

Der Österreichischen Frauenring betonte Oberhausers Rolle aus Frauenpolitikerin. Die Dachorganisation erinnerte dabei an frühere Aussagen Oberhausers: "Politik ist Bohren harter Bretter. Bei Frauenpolitik kommt noch eine Stahlplatte hinzu." - "Frauen müssen lästig sein. Ich habe aber nicht vor, dabei verhärmt und verbiestert zu sein. Ich werde mir mein Lachen und mein freundliches Gesicht nicht verderben lassen." - "Weder Alibiaktionen noch Schönreden hilft den Frauen. Wir müssen endlich unsere Sache selbst in die Hand nehmen und, wenn notwendig, mehr als nur kräftig auf den Tisch hauen. Frauen müssen endlich von der Dienerinnenrolle Abschied nehmen und Selbstbewusstsein zeigen. Nicht nur am Internationalen Frauentag, sondern tagtäglich und überall."

Oberhauser, die von 2004 bis 2006 Vorsitzende des Frauenrings war, werde als engagierte und warmherzige Feministin in Erinnerung bleiben, hieß es seitens der Frauenorganisation. Oberhauser habe sich immer wieder für konkrete Maßnahmen gegen Frauenarmut und Einkommensbenachteiligung eingesetzt und Frauen Mut gemacht.

(APA)

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