Die Wahl in Frankreich naht, und Populisten haben Hochkonjunktur. Die Politikverdrossenheit der Gegenwart spiegelt sich nicht nur in „House of Cards“: drei Filme und eine Serie zur Lage.
The Ides of March
Von George Clooney, 2011
Auf Netflix, Amazon und Sky
Selbst ein Land wie die USA zieht das, was man landläufig als „Politik“ bezeichnet, nicht erst seit gestern in Zweifel. Doch im amerikanischen Kino macht sich eine unleugbare Desillusionierungstendenz bemerkbar – nach und nach hat sich jede Form von Idealismus aus seinen Erzählungen verabschiedet. In Frank Capras Klassiker aus dem Jahr 1939 ging Mr. Smith nach Washington, stemmte sich gegen korrupte Verhältnisse und verteidigte hartnäckig die höchsten Werte seiner Nation. Der Lohn? Ein Happy End. Heute würde Smith wahrscheinlich als Häufchen Elend in der Gosse landen. Das implizieren nicht nur Serien wie „House of Cards“, sondern auch Filme wie „The Ides of March“: Ein junger Wahlkampfmanager (Ryan Gosling) setzt sich aus Überzeugung für den Idealtypus eines demokratischen Präsidentschaftskandidaten (George Clooney) ein. Der Lohn? Ein paar deftige Wirklichkeitswatschen im Zuge zynischer Ränkespiele – unter solchen Umständen mutiert sogar Charme-Gosling irgendwann zu Zombie-Gosling. Spannend ist das Moralstück im unterkühlten Siebziger-Look durchaus, auch hervorragend gespielt (in Nebenrollen: Paul Giamatti, Philip Seymour Hoffman, Evan Rachel Wood). Nur will man danach nie wieder etwas mit Politik zu tun haben.